Chronik 2023

In unserer Chronik finden Sie Informationen zu unseren bisherigen Vorträgen und Fahrten des aktuellen Programms

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14.12.2023
Weihnachtsfeier

Alle Jahre wieder … so auch in 2023 beendete Frau und Kultur das Veranstaltungsjahr mit einer kleinen internen Feier. Nach einer kurzen Begrüßung durch die 1. Vorsitzende ging es mit dem von Frau Hendel zusammengestellten Programm weiter. Unterbrochen durch zwei klassische Musikstücke las sie das Gedicht „Perspektivwechsel“ und später noch eine kurze Geschichte eines Zugführer, der nach langem Berufsleben zum letzten mal in den Bahnhof einfährt – und dort eine große Überraschung erfährt.

Die Texte, obwohl weitgehend bekannt, kamen bei der Zuhörerschaft gut an, zumal Frau Hendel in ihrer Moderation immer wieder auf die zentrale Rolle von „Dankbarkeit“ in vielen Lebenssituationen hinwies.

Ein herzliches Dankeschön an die Referentin, die seit 15 Jahren aktiv bei Frau und Kultur mitwirkt, durfte natürlich nicht fehlen.

Und natürlich kamen auch angeregte Gespräche bei Kaffee und Kuchen nicht zu kurz.

Zum Schluss wurde dann etwas hektisch aufgeräumt – die Belegschaft des Oberhessischen Museums wollte gleich anschließend im Netanya-Saal die eigene Feier abhalten.

Wie in jedem Jahr wurde der überschüssige Kuchen und die komplette Tischdeko inklusive Tannengrün gerne mit nach Hause genommen. Außer den kleinen unten Flacker-Kerzchen – die sollen auch bei späteren Weihnachtsfeiern etwas Stimmung erzeugen. Offenes Feuer ist nämlich nicht erlaubt! (bs)

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07.12.2023 –
Fahrt zum Wasserwerk Queckborn

Vor mehr als 125 Jahren kam es zu einer „win-win-Situation“ der besonderen Art,
die bis heute sehr erfolgreich ist. 

In Queckborn, einer kleinen Gemeinde nahe Grünberg, sammelte sich an der tiefsten Stelle das Wasser von den umliegenden Hängen, vor allem aus dem Vogelsberg, drängte durch den artesischen Druck nach oben und machte das Gelände zum Sumpf.

Die wachsende Stadtbevölkerung im 22 km entfernten Gießen benötigte sauberes Trinkwasser. Beide Probleme wurden im Jahr 1894 durch die Eröffnung der Wasserwerke in Queckborn gelöst:

Die Gemeinde Queckborn verkaufte seine Förderrechte an die Stadt Gießen für 32.000 Reichsmark und die Garantie, gratis für immer versorgt zu werden. Dieser Vertrag gilt bis heute!

Unverändert ist auch das denkmalgeschützte Pumpenhaus mit Besucherzentrum, das im nachmittäglichen Dezember-Nebel leuchtet. Mehr als 125 Jahre später arbeitet es allerdings vollautomatisch, kontrolliert aus  der Gießener Netzleitstelle der SWG von etwas anderen Mitarbeitern.

Hinter diesen 3 Buchstaben steckt: Strom, Wasser, Gas. Oder ganz einfach: StadtWerkeGießen. Eine heitere Gästeführerin hatte uns schon im Bus begleitet, im Besucherzentrum erhielten wir nach einem „Werbeblock per Power-Point“ unter dem Leitmotiv der SWG „Mit Energie. Für die Region.“ einen informativen Vortrag mit vielen Details, die auch zu lebhaften Rückfragen führten.

Zur Technik: 450 Kubikmetern pro Stunde werden aus den 7 Schöpfstellen gefördert, sieben effiziente Pumpen erhöhen den Druck und befördern sie in Hochbehälter, einer davon steht in Annerod auf der Hohen Warte.  Von dort läuft das Wasser dann ohne weitere Pumpvorgänge in Hochbehälter in Gießen und von dort in die Gießener Haushalte. Darin sind ca. 20000 Kubikmeter gespeichert, genug um die Gießener Bürger einen Tag zu versorgen, einschließlich einer Löschwasserreserve.

Gestärkt durch Kaffee und Kuchen ging es in den Pumpenraum. Von der Förderung bis zum Trinkgenuss bedarf es nur weniger Schritte: eine UV-Bestrahlung tötet eventuell noch vorhandene Keime ab und luftgespeiste Säurefilter entfernen die Kohlensäure zum Schutz der Rohre vor Korrosion.

Trotz des Höllenlärms im Pumpenhaus machen alle Damen ein fröhliches Gesicht. Und die beiden Herren natürlich auch.

Ein Spaziergang durch den Brunnenpark mit seinen 7 Brunnen schloss sich an. Der 12 Meter tiefe Besucherbrunnen ist durch ein Brunnenhaus und der ziegelgemauerte Schacht selbst durch einen Glasdeckel geschützt. Um die Bestände in Queckborn generell vor schädlichen Einflüssen zu bewahren, sind 29 Quadratkilometer rings um das Werk schon vor Jahrzehnten zum Wasserschutzgebiet erklärt worden.

Zum Hochbehälter auf der Hohen Warte steuerte uns zum Schluss Herr Höchsmann bei tiefer Dunkelheit sicher durch den Anneröder Wald und wieder hinaus.

Die nette Gästeführerin warnte die Sicherheitsbehörden, so dass kein Alarm ausgelöst wurde, als sie uns für die Besichtigung öffnete, auch dies bot uns einen interessanten Einblick.

Ein beeindruckender Nachmittag für alle – und nicht vergessen:

35 Jahre braucht ein Regentropfen im Vogelsberg,
um in Queckborn wieder zu vortrefflichem Trinkwasser zu werden.

Fotos privat (bs)

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30.11.2023
Eckhard Ladner
Wanderungen durch irisch-literarische Landschaften
– Ein Insel-Porträt der besonderen Art –

Der Sozialwissenschaftler und Studienleiter des Europäischen Bildungs- und Begegnungszentrums (EBZ) Irland, Eckhard Ladner, lebt seit über 40 Jahren in Irland. Seine Liebe zu diesem Land war in jedem seiner Worte und jeder seiner Gesten in dieser Veranstaltung zu spüren, in der er durch die Geographie, Geschichte und Kultur, vor allem aber die Literatur der Republik Irland und Nordirlands führte.

Ladner begann seine Ausführungen mit einem „Appetizer“: Im Jahr 2025 plant das EZB eine Studienreise für Gruppen des Vereins Frau und Kultur – und in der Tat deliziös waren die eineinhalbstündigen Einblicke die er bot. Sie führten quer über die Insel, beginnend in Dublin und endend in Londonderry. So erfuhr das Publikum nicht nur, dass die keltischen Invasoren des Territoriums einst ein Matriarchat vorfanden, in dem sich drei Schwestern abwechselnd die Macht teilten. Und dass die Mehrheit der Nordiren – wie die Schotten – gegen den Brexit stimmten, was so einige historisch bedingte Wunden wieder schmerzen lässt. Spannend vor allem, auf den Spuren von Ulysses durch Dublin zu spazieren und Einblicke in den Bloomsday und Sweny`s Pharmacy zu gewinnen, wo man sich heute noch Samstags trifft, um zusammen das wohl berühmteste Werk von James Joyce zu lesen. Legendär auch Bonmots des Dubliner Dramatikers und Schriftstellers Brendan Behan, dem Autor von Borstal Boy, wie zum Beispiel „I`m a drinker with a writing problem“ oder „Das beste Männerparfüm ist der Whisky“. Woran er (früh) starb, sei hiermit angedeutet.

Die Geschichte Irlands ist eine Geschichte des Widerstandes und oft bitterer Armut. Davon zeugen das Dubliner General Post Office, in dem die Irish Volunteers im Jahr 1916 die Republik Irland ausriefen, und die Hungersnot in den 1840er Jahren, ausgelöst durch die Kartoffelfäule. 

Und dann so viel Schönheit. Unzählige Werke im Long Room der Alten Bibliothek des Trinity College („eine der schönsten Bibliotheken der Welt“) mit dem Book of Kells („das schönste Buch der Welt“). Atemberaubende zum Teil über 3000 Jahre alte keltische Objekte im Nationalmuseum. Pubs, Musik, Street Art –  Dublin ist auch dafür berühmt.

Wir reisen mit… In das Boyne Valley im County Meath, das bekannt ist für seine prähistorischen Kultstätten, Dolmen und Steinschnitzarbeiten. Und wer hat nicht Heinrich Bölls Irisches Tagebuch (1957) gelesen, dem über fünfzig Jahres später, Kapitel für Kapitel, Hugo Hamilton in seinem Werk Die redselige Insel buchstäblich auf den Fersen folgte. Das Ehepaar Böll übersetzte später u.a. Peig Sayers Buch So irisch wie ich – eine Fischersfrau erzählt ihr Leben von der Blasket Insel, die 1953 entvölkert wurde. Auch Patsy Dan Rodgers, Maler und Musiker, „King of Tory“ Island, ein versierter Geschichtenerzähler, blieb nicht unerwähnt. Wie auch Anna Burns mit ihrem Werk Milkman über das Belfast der 1970er Jahre, und Frank Mc Court mit seinem fast unerträglichen Bestseller Angela’s Ashes (Die Asche meiner Mutter).

Nicht alle Autorinnen und Autoren können hier erwähnt werden, die Eckhard Ladner zitierte, und nicht alle Fakten, Gegenden und Orte beschrieben, über die er erzählte. Jedoch nicht völlig unerwähnt bleiben soll die vom Golfstrom geprägte prachtvolle Fauna der Insel. Zum Trost für alle, die dieser literarischen und kulturellen Reise nicht folgen konnten, ein weiterer Buchtipp: Gebrauchsanweisung für Irland von Ralf Sotschek. See you later? See you there? In 2025?

(bt)

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23.11.2023
Michel Kaufmann
Minimalismus in Japan

Michel Kaufmann, der sympathische Journalist und Autor der Wetterauer Gute-Laune-Zeilen Gemoije, studierte in jungen Jahren Japanologie. Und aus dieser Zeit verfügt er nicht nur über fundiertes Wissen, sondern auch die japanische Sprache.

Dies machte es ihm einfach, den Zuhörerinnen japanisches Denken und Handeln und deren historische und kulturelle Wurzeln und Entwicklungen näher zu bringen. Doch – um es gleich vorweg zu nehmen – so richtig innerlich nah wurde es nie. Die soziokulturellen Bedingungen in der zeitgenössischen japanischen Gesellschaft zu erfassen war noch eine der leichteren Übungen: 126 Millionen Menschen auf engem Raum (nur ¼ des Landes ist bewohnbar), Mangel an bezahlbarem Wohnraum, massive Verstädterung – das alles klappt nur bei einem hohen Grad an Funktionalität und Harmonie. Zurückhaltung und Höflichkeit sind essentiell in dieser hochtechnisierten Nation, das gleichzeitig als „Land der Geister“, des Buddhismus und des Shintoismus Traditionen pflegt und lebt wie kaum ein anderes modernes Land. 

Zazen, die Sitzmeditation, in reizarmem Raum praktiziert, ist vielen von uns bekannt. Sie ist, wie alle Bereiche des japanischen Lebens, vom Geist des Zen durchdrungen. Auch paradoxe Fragen wie „Wie hört sich eine einzelne klatschende Hand an?“ ebnen den Weg zur Erleuchtung, zur Leere, zur Schlichtheit. Dabei leiten Prinzipien der Ästhetik wie Shibui (schlicht/Schlichtheit), Iki (elegant, geschmackvoll), Ma (Zwischenraum, Leere; die Abwesenheit des Anwesenden), Wabi-Sabi (nichts ist je beendet – vergängliche Schönheit) und Danshari (weniger ist mehr) die Suchenden.

Die Welt kennt Elemente des Zen wie Ikebana, Feng Shui und minimalistische japanische Architektur wie die der traditionellen Teehäuser. Auch die Teezeremonie selbst in fast „leerem“ Ambiente gehört zu dieser Lebensart. Und überall folgen Menschen den Vorschlägen von Marie Kondo, die uns zeigt, wie wir unser Leben entschlacken und organisieren können, wenn uns  Überfluss und  Konsumartikel – auch oft Kunstgegenstände – bis hinein in die Ecken unserer eigenen vier Wände erdrücken.

Was in Erinnerung bleibt ist auch die Schönheit der japanischen Schrift, die aus dem syllabischen Kana – Hiragana (平仮名) und Katakana (片仮名) – und dem Kanji (漢字), den übernommenen chinesischen Schriftzeichen besteht. Und die grundsätzlich minimalistische Kommunikation – sei es in einer Theateraufführung mit sparsamer Sprache und Bewegung, sei es im Miteinander, in der das, was nicht gesagt wird, größere Bedeutung haben kann als das Gesagte, und ein klares „nein“ beleidigend wäre… Wobei wir wieder bei dem Kreis wären, dem Verwandten der mathematischen Null, dem Ma. „Es geht um das was nicht ist“. „Wie wenig hat ein Mensch der vieles haben will.“ Die Freude an der Imperfektion. Ein einziger Kunstgegenstand, eine Tasse, eine Vase im Raum – das reicht. Denn: „Man kann nicht mehreren Musikstücken gleichzeitig zuhören:“ Ja, da ist uns vieles fremd, sehr fremd. Und doch auch reizvoll?

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16.11.2023 – Tagesfahrt nach Wiesbaden

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09.11.2023  
Ulrike Kuschel
Edward und Josephine (Jo) Hopper

Wer kennt ihn nicht –  Edward Hopper mit seinem  berühmten Ölgemälde  „Nighthawks“ (Nachtschwärmer) in starken Rot-, Grün- und Gelbtönen aus dem Jahr 1942: ein Paar und ein Mann sitzen, distanziert wirkend,  in einem Diner in Greenwich Village. Hinter der Theke der Barkeeper. Diese Kühle, diese starken Farben und auch die implizite Einsamkeit finden sich häufig  charaktergebend in Hoppers Werken, der 1882-1967 in New York lebte, den es aber auch immer wieder nach Europa, vor allem Frankreich zog.

Weniger gestellt wird die Frage nach der „woman behind“. Wer sie war, und woran es lag, dass die ursprünglich in der New Yorker Kunstszene gut bekannte Josephine Verstille Nivison (Jo) (1883-1968) als Malerin und Schauspielerin weitgehend in Vergessenheit geriet, erklärte  die Referentin des Nachmittags, Ulrike Kuschel. So erfuhr das zahlreiche Publikum, dass Jo (die beiden heirateten 1924) dem bislang als Maler erfolglosen gelernten Grafiker die Tür zum Brooklyn Museum of Art öffnete und damit seine Karriere begann.

Während diese vor allem in den 1930er Jahren Fahrt aufnahm und auch finanziell gut zu Buche schlug, wurde Josephine immer mehr zu Edwards Modell, zu seiner Muse, die sich um seine psychische Verfassung kümmerte, wie ihre Korrespondenzen und Tagebücher belegen. Sie wurde zunehmend zu seiner „Zuarbeiterin“,  beendete sogar einige seiner Bilder, die sie in dieser  Ehe ohne Nachkommen als „ihre Kinder“  betrachtete,  und sicherte so in erheblichem Maße die wirtschaftliche Existenz des Paares ab. Nicht ungewöhnlich in dem damaligen Amerika. Jo malte zwar weiter, nicht selten sogar die gleichen Motive wie ihr Mann, aber in flüchtigeren Formen und Farben. Doch sie datierte und dokumentierte ihre Werke nicht, und so verschwanden sie  nach und nach aus der Öffentlichkeit  beziehungsweise wurden  nicht ausgestellt. Erst sehr viel später fand man ca 200 Arbeiten in Museumsarchiven, die dann auch dem Publikum zugänglich gemacht wurden.

Edward war keine Hilfe für Jo, im Gegenteil. Für ihn waren Künstlerinnen wie seine Frau „blumenmalende Dilettantinnen“. Es ist überliefert, dass Jo nur ein kleines Eckchen in der New Yorker Wohnung zur Verfügung stand, mit einer Art „Demarkationslinie“ zu seinem Bereich und einer winzigen ziemlich nutzlosen Küche. Später zwar kauften sie ein Haus in Truro auf Cape Cod, in dem sie die Sommermonate verbrachten. Da sie nicht selbst am Steuer sitzen wollte, vertiefte dies ihre Abhängigkeit von Edward, ihre Isolation und Einsamkeit.

Das Ehepaar Hopper schenkte sich nichts. Von häuslicher Gewalt ist die Rede. Er malte vor allem in den frühen 1930er Jahren Bilder, in denen er sich als Opfer ehelicher und sexueller Unterdrückung und Vernachlässigung darstellte. Sie wiederum huldigte (angeblich) ihrem  Kater, „The Great God Arthur“, mehr als ihrem Gatten. All dies quittierte er mit bösen Karikaturen, die er auf dem Küchentisch deponierte. Aber es verband sie auch vieles. Die gemeinsame Liebe zu Frankreich, ihre Hingabe an die Malerei und ihr Eintauchen in künstlerische Milieus – auch wenn sie ein zurückgezogenes, eher einsames  und auch einfaches Leben miteinander verbrachten. Sie „brauchten“ einander, wie sie immer wieder betonten. Und so überlebte Jo ihren Mann um nur 10 Monate. Die Kunsthistorikerin und Autorin Ulrike Kuschel beendete ihren spannenden und vielseitig illustrierten Vortrag mit einem Hinweis auf Gail Levin. Diese fügte 1995 in ihrem Buch „Edward Hopper Ein intimes Portrait“ die Facetten dieser „stürmischen Ehe“ zu einem Gesamtbild zusammen.

(bt)

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02.11.2023  
Dietlind Stürz
William Turner                     

Wer kennt ihn nicht:

Joseph Mallord William Turner (1775 – 1851) war der wohl bedeutendste bildende Künstler Englands in der Romantik.

(Selbstbildnis, 1789)

Feuer, Sonne und Wasser waren das Wesentliche in seinen Landschaften und Seestücken, Figuren waren nur Beiwerk, Porträts eine Seltenheit. Licht und Farbe dominieren das umfassende Werk dieses äußerst produktiven Malers, er hinterließ er dem englischen Staat ca. 20.000 Werke, nicht mitgezählt die zahlreichen Aquarelle

„Horror and Delight“ – Schrecken und Entzücken, das ist die treffende Beschreibung vieler seiner bekanntesten Bilder. Dramatische Szenen seiner Seestücke zeigen den erbarmungslosen Kampf mit den Elementen Wind und Wasser. Gleichermaßen effektvoll benutzt er das Element Feuer, wie beim Bild „Der Brand des Parlamentsgebäudes in London

Da die Tubenfarbe noch nicht erfunden war, entstanden seine Ölgemälde im Atelier auf der Basis seiner Skizzen, die er aber teilweise veränderte oder ergänzte, je nach den Eindrücken, die in der Zwischenzeit stattgefunden hatten.

Mehr Bilder und Informationen finden sich unter: https://de.wikipedia.org/wiki/William_Turner

Aus dieser Quelle stammt auch folgender Text:

Turner war eine nicht immer angepasste, in mancher Hinsicht schrullige und exzentrische Persönlichkeit. Obwohl er viel Aufmerksamkeit genoss, blieb er verschlossen, schweigsam und zuweilen auch mürrisch. Er war nachlässig in seinem Äußeren, seine Arbeitsmethoden hütete er eifersüchtig, und über sein Privatleben hüllte er sich in Schweigen. Zumindest ist bekannt, dass er zwischen 1833 und 1851 viel Zeit in Margate bei seiner Geliebten, einer Witwe namens Sophia Caroline Booth, verbrachte, bei der er auch zeitweilig wohnte. Turner blieb unverheiratet.

In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts (Turner starb im Jahr 1851) fertigte Turner dieses „Selbstbildnis im Atelier“ an, der Einfluss der Impressionisten ist nicht zu übersehen.
(bs)

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26.10.2023
Prof. Dr. Günter Oesterle
Der riskante Geselligkeitsentwurf Rahel Levin Varnhagens

„Wie ein verkehrt herum eingepflanzter Baum“, als „ungraziös, aber gottgesegnet“ empfand sich die Salonnière Rahel Levin Varnhagen (1771-1833), Tochter des Bankiers und Juweliers Levin Markus Cohen und seiner Frau Chaie. Als Kind privat unterrichtet, behütet und naiv, als Frau und Jüdin in der damaligen Gesellschaft ohne Chance auf Öffentlichkeitswirksamkeit, aber schon in ihren frühen Zwanzigern von Goethe (1795) nach einer zufälligen Begegnung als „ein Mädchen von außerordentlichem Verstand“ und als „eine schöne Seele“ charakterisiert, bahnte sich  Rahel Varnhagen ihren Weg nach ganz oben. Sie bezog, damals ganz unüblich, mit Ende Dreissig alleine eine Wohnung in Berlin (ihre Brüder folgten später). Da hatte sie bereits ihre glanzvollste Zeit (1793-1808) als Berliner Salonnière hinter sich. Zweimal in der Woche, im semiöffentlichen Raum eines Salons im elterlichen Haus, hatte sie, inspiriert von der französischen Salonkultur, regelmäßige Treffen etabliert, die bald einen hohen Status erlangten.

In diesem Salon traf sich eine Stammkundschaft, die stets kommen und einige wenige Gäste mitbringen durfte, schichten- und herkunftsunspezifisch, Frauen und Männer, unter ihnen viel Prominenz. Dabei mussten rote Linien eingehalten werden. Pluralität und höfliche Distanz waren geboten, für die Regeln und deren Einhaltung sorgte die Chefin des Salons selbst. Und so stürzte eine Männerbastion, die bisher das Monopol über Salons in der Berliner Gesellschaft gehabt hatte und sich vornehmlich dort traf, um zu rauchen und zu trinken, zu spielen und herbe Witze zu erzählen. In Rahels Salon hingegen, unter dem Mäntelchen der „Geselligkeit“, waren alle Themen erlaubt, von der schönen Literatur bis hin zum Small Talk.

Doch es gab auch Gegenwind, Kritik, Anfechtungen. Trotz aller Pluralität blieb der Zirkel elitär, vom Rest der Gesellschaft und ihrem Alltag abgeschottet. Von „Höhenflügen“ war die Rede, und unliebsam in der damaligen Zeit Rahels männerkritische und emanzipatorische Haltungen und ihre Lebensweise. Erst spät, 1814, heiratete Rahel. Die Ehe blieb zu ihrem großen Bedauern kinderlos. Rahel verlegte sich zunehmend auf das  Schreiben und Korrespondieren. So können heute ihre Gedanken und Gefühle in gesammelten Werken wie „Rahel Varnhagen – ein Frauenleben in Briefen“ oder „Briefwechsel mit Pauline Wiesel“  nachempfunden werden.

Besonders erwähnt sei der Referent Günter Oesterle, der auf eine reiche und bunte internationale berufliche Karriere auch an der hiesigen Universität zurückblicken kann. Seine unnachahmliche und lebendige Art, das Leben und Wirken der Rahel Levin Varnhagen im wahrsten Sinne des Wortes „nahezubringen“, gab der Veranstaltung einen besonderen Wert.
(bt)

Literaturhinweise von Prof. Dr. G. Oesterle

1. Hannah Arendt:
Rahel Varnhagen: Lebensgeschichte einer deutschen Jüdin aus der Romantik. (Taschenbuch 14.00 Euro)

2. Karl August von Varnhagen:
Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde
hrsg. von Barbara Hahn (Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung)
günstig erhältlich im Antiquariat Lesekranz Augsburg; Tel.08214534396) 35.00 Euro

3. Rahel Levin Varnhagen:
Tagebücher und Aufzeichnungen.
Hg. von Ursula Isselstein. Wallstein Göttingen 2019

4. Rahel Levin Varnhagen:
Briefwechsel mit Pauline Wiesel.
Hg. von Barbara Hahn unter Mitarbeit von Birgit Bosold,
Verlag C.H. Beck München 1997

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19.10.2023
Jutta Hendel
Heinrich Heine – der entlaufene Romantiker

Als „letzten abgedankten Fabelkönig der Romantik“ bezeichnete sich Heinrich Heine selbst gegenüber Karl August Varnhagen zu Ense. Allgemein gilt Heine (1797-1856) als „entlaufener Romantiker“ mit dem Anspruch, aus der Romantik des 18. Jahrhunderts heraus eine Poesie der Moderne zu entwickeln.

 Jutta Hendel, aktives Mitglied und wiederholt Referentin der  Donnerstagsveranstaltungen des Gießener Vereins Frau und Kultur, hatte diesmal das Ziel, Heines lebenslange Diskrepanz zwischen gefühlsreichem Denken und rationalem Handeln zu verdeutlichen. Ganz im Sinne des Literaturkritikers Reich-Ranicki erklärte sie Heine im Kontext des Zeitgeschehens, des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation, der Wirren und Umstürze der damaligen Zeit, der napoleonischen Kriege, des Preußentums und des Kampfes der Selbstbefreiung des Bürgertums aus seinen feudalen Fesseln.

Der kleine Heinrich wurde in eine jüdische Düsseldorfer Familie hineingeboren. Schon früh  erlebte er deshalb Diskriminierung. Er fasste nicht wirklich Fuß in der kaufmännischen Berufswelt seiner Eltern und studierte stattdessen schließlich Jura. Er reiste, wie sein Vater durchaus genussfreudig und lebenslustig,  viel und mit Hingabe und verarbeitete seine Erlebnisse literarisch in einem neuen Genre: dem Reisebericht, gewürzt mit witziger politischer und sozialkritischer Reflexion. Mit dieser neuartigen Prosasatire wurde er bekannt und populär, vor allem mit seinem Werk „Deutschland, ein Wintermärchen“ (1844) und seinen über 800 Gedichten.  Hier verpackte er seine Gesellschafts- und auch Kollegenkritik (die Schiller-Goethe-Zeit bezeichnete er als „Kartoffelkrieg über den Schein des Lebens, nicht das Leben selbst“) in den  Plauderton einer feuilletonistischen Prosa, die gleichwohl beißenden Spott und kecke Witze enthielt und nicht jedem gefiel. Doch auch  Emotionen wie zum Beispiel Liebeskummer wurden zeitnah verschriftlicht und so bewältigt.

Heine lebte gefährlich, denn Kritik an der Obrigkeit war unerwünscht und wurde geahndet. Davor schützte ihn auch nicht sein Exil im französischen Paris, in das er 1831 zog. Zehn Jahre später heiratete er Crescence Eugénie Mirat, die ihn, den später wahrscheinlich an Syphilis erkrankten und langsam sterbenden Poeten, bis zu seinem Tod begleitete. Nachkommen gab es keine, aber sein Nachlass ist umfänglich und noch heute verbreitet – auch als Lieder und Balladen, vertont von Mendelssohn Bartholdy, Schubert und Schumann.
(bt)

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12.10.2023

Die Tagesfahrt in das Jugendstilforum Bad Nauheim und der Besuch des Rosenmuseums in Steinfurth musste leider entfallen.

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05.10.2023
Christian Neureuther und die Wächtersbacher Keramik im Jugendstil
Ulrich Berting und Erich Neidhardt

Die Wächtersbacher Steingutfabrik, einst eine der renommiertesten Produktionsstätten von Gebrauchskeramik im hessischen Schlierbach, arbeitete mit Designerpersönlichkeiten wie Karl Scheid, Helen von Boch, Joseph Maria Olbrich, Ursula Fesca und vielen anderen zusammen. Näher betrachteten Ulrich Berting und Erich Neidhardt vom Brachttal-Museum in Spielberg in ihrem Vortrag den Künstler Christian Neureuther. Dabei orientierten sie sich an der in diesem Jahr erschienenen Publikation ihres Vereins.

Christian Neureuther, ein „Bub“ der Region, der er ein Leben lang treu blieb, ein sehr talentierter Zeichner und Maler (1868-1921), machte 1882 eine Lehre in der Steingutfabrik. Dort begann und endete seine künstlerische Karriere, deren stilistischer Schwerpunkt auf dem Jugendstil lag. Sein Werk umfasste Zeichnungen, Postkarten, Cartoons und Grafiken (auch mit Lokalkolorit), aber auch Aquarelle. Er entwarf Tapeten, Werbeanzeigen und Reklamemarken/Vignetten, bis er sich auf Keramiken fokussierte. Zunächst wurden kubische Formen und geometrische Details nach eigenen und fremden Entwürfen auf keramische Objekte übertragen. Dabei arbeitete er auch mit der Künstlerkolonie Darmstadt zusammen.

Im Fokus seines Wirkens stand jedoch die Arbeit in dem von ihm gegründeten Keramischen Atelier in der Wächtersbacher Keramikfabrik.

Dort dekorierte er Wandplatten, Vasen, Blumentöpfe, Schalen, Tortenplatten, Essgeschirr, Krüge, Servierbretter etc. Vielfältige Badutensilien wie Waschschüsseln und –krüge, Zahnbürstenschalen wurden bemalt und glasiert – in charakteristischen Farbkombina-
tionen und Ornamenten der Jugendstilzeit.
(Foto: privat)

In Zusammenarbeit mit der ebenfalls der Familie der Fürsten zu Ysenburg und Büdingen gehörenden Möbelfabrik Eisenhammer wurden erstmalig und einmalig keramische Intarsien für Tische, Kommoden, Schränke und anderes Inventar entworfen und gefertigt.

Christian Neureuther, diesem umfassend talentierten Künstler, waren nur wenig mehr als 5 Lebensjahrzehnte vergönnt. Sein Wohnhaus und die Familiengrabstätte sind auch heute noch in Brachttal Ortsteil Schlierbach zu sehen, wie auch die meisten noch erhaltenen Gebäude der ehemaligen Fabrik an der Bracht.

Die Geschichten der Schlierbacher Designer wie Neureuther und Fesca und die Historie der Fabrik sind zum Glück sorgfältig dokumentiert und Interessenten zugänglich gemacht worden: unter anderem durch den Museums- und Geschichtsverein Brachttal und ihr Museum mit vielen liebevoll gesammelten Exponaten und aufwändig recherchierten und gestalteten Publikationen. Zwei wesentliche Informationsquellen hierzu: www.brachttal-museum.de und www.waechtersbach.org
(bt)

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28.09.2023
Paul-Martin Lied
Architekturrundgang durch das Gießen der Fünfziger Jahre

Dass Giessen kein architektonischer Hotspot wie seine Nachbarinnen Wetzlar und Marburg ist, das lässt sich nicht leugnen. Aber dass unsere Stadt, die so übel im 2. Weltkrieg zerbombt wurde, oft mit einer gewissen Achtlosigkeit gestraft wird, hat sie nicht verdient. Dies machte der Architekt Paul-Martin Lied bei seinem mit vielen Fotos illustrierten Rundgang durch die Innenstadt versiert und anschaulich deutlich. Denn was in den 50er Jahren von Architekten wie Wilhelm Gravert aus den Ruinen entstand, lässt sich durchaus sehen –  und ein Innehalten und Betrachten lohnt sich. Beispiele sind das Eckhaus Lindenplatz/Kirchplatz mit einer Sockelzone, dem abgesetzten Dachgeschoss mit großem Überstand  (einer leichten Anlehnung an die Bauhaus Architektur) und dem mehrstöckigen Mittelbau mit den liegenden Fenstern.

Weitere Beispiele für die neue, leichter anmutende Architektur dieser Aufbaujahre sind das Gewerkschaftshaus, das Gebäude der Engel-Apotheke, der Eingang Schulstrasse 11, die ehemalige Milchbar (Schulstrasse 9-11), die Post in der Neuen Bäue, die Ladenarchitektur der ehemaligen „Bluse“ (Marktplatz/Ecke Waagenstraße) mit Fliesen der Giessener Baukeramikfirma Gail, damals schon fast ein „must“ bei der Gestaltung von Fassaden, und überhaupt der sukzessive Wiederaufbau des Selterswegs, zunächst mit Läden im Erdgeschoss und Wohnraum darüber, später dann oft noch weiter aufgestockt in den besseren wirtschaftlichen Zeiten. Exemplarisch hier das Gebäude Imheuser am Kugelbrunnen von Baurat Schumacher und der Laden Blumen Corso in der Johannesstraße mit seinem „fliegenden“ Dach und exklusiver Kiefer aus Brasilien.

Auch der Wiederaufbau des „Platzes“, später dann Berliner Platz, und des  Ludwigsplatzes mit dem Dachcafé (1969), damals noch mit Außenterrasse in luftiger Höhe, waren Thema. Und nicht zuletzt die spannende Entstehungsgeschichte von Kirche und Turm St. Petrus (1962) mit dem Motiv Fels und Stein, in zulaufender Parabelform, innen karg, doch durch ein Glasfensterband  mit blauem Licht durchflutet, an der Spitze der Altar,  am gegenüberliegenden Ende eine flügelartige Empore nebst Orgel. Ein architektonisches Einzelstück, wie auch die sehr viel spektakulärere Universitätsbibliothek des Oberregierungsbaudirektors Hans Köhler (gebaut 1955-1959), die wie ein offenes Buch in der Bismarckstrasse liegt und das Hauptgebäude der UNO in New York als Vorbild hatte. UND die am Tag des Offenen Denkmals von keinem Geringeren als dem damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss eingeweiht wurde.

Verschiedene Baupläne standen in den Jahren 1947-1950 zur Diskussion, wie Giessen zu einem modernen, verkehrs- und autofreundlichen mittelhessischen Zentrum aufgebaut werden könnte. Der heutige Anlagenring ist eines der Vermächtnisse jener Zeit. Und so inspirierten die Ausführungen von Paul-Martin Lied das zahlreichen Publikum (und vielleicht auch die Leserinnen dieses Berichts) dazu, künftig offeneren Blickes und mit etwas mehr Muße durch Gießen zu schlendern und zu schauen, was damalige Verantwortliche aus dem Wenigen machten, was der 2. Weltkrieg an Ressourcen hinterlassen hatte – und dies auch zu würdigen.
(bt)

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21.09.2023
Hans Sarkowicz  – 100 Jahre Rundfunk

Einen einstündigen Ohrenschmaus schenkte der langjährige Mitarbeiter des hr Hans Sarkowicz, Träger der Ehrendoktorwürde der JLU Giessen und Fachautor, seinem Publikum. Seine Ausführungen über die Anfänge des Rundfunks im Jahr 1923, die Instrumentalisierung und dann Gleichschaltung dieses Mediums durch die Nationalsozialisten, die Mitwirkung beim Aufbau einer demokratischen (bzw. sozialistischen)  Gesellschaft nach 1945 und die heutige Bedeutung des Rundfunks in der vielfältigen Medienlandschaft illustrierte er mit ca zwanzig zum Teil legendären, aber auch bisher weniger bekannten Mitschnitten und Interviews aus Politik, Literatur, Film und Sport.

So waren Berühmtheiten zu hören wie Max Schmeling, Thomas Mann, Sauerbruch, Ulbricht, Hitchcock und Beckenbauer, und sogar ein inoffizieller Mitschnitt von Hitler in Finnland.  Doch auch weniger bekannte Menschen kamen zu Wort, wie z.B. ein Landrat, der im Jahr 1946 dazu aufrief, die (deutschstämmigen) Flüchtlinge würdig aufzunehmen und nicht als Bettler zu sehen. Hörspiele (zunächst einfach vertonte Schauspielaufführungen) hatten in den Anfängen des Radios eine besondere Bedeutung, und es war auch kurz die erste Ausstrahlung der Serie „Familie Hesselbach“ zu hören.

So gab es viele Anlässe zum Nachdenken, zum Erinnern, zum Schmunzeln – wie auch die Wutrede von Trapattoni – den Hans Sarkowicz zum Schluss passend zitierte: „Ich habe fertig“.

Für Interessierte: das Buch des Referenten „Hundert Jahre Radio in Deutschland“ gibt es bei der Bundeszentrale für politische Bildung – wie auch die Dokumentation „Jahrhundertstimmen 1900-1945. Deutsche Geschichte in über 200 Originalaufnahmen“.
(bt)

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14.09.2023
Tagesfahrt Kloster Eberbach und Brentanohaus
– nur für angemeldete Mitglieder –

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07.09.2023 – Beginn 15:30 Uhr
Prof. Dr. Helmut Gebelein
Anmerkungen zu Goethes Farbenlehre

Es ist bekannt, dass Goethe die Farbenlehre für sein wichtigstes Werk
hielt und dass er und nicht Newton in der Frage der Erklärung von Farben
im Recht sei. Aus der Sicht neuer Ansätze erschient die Farbenlehre als
mehr als nur die Spielerei eines Dichters.

Die Farbenlehre besteht aus drei Teilen, die Prof. Helmut Gebelein in seinem Vortrag bei Frau und Kultur in aller Kürze würdigen wird.

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Studienreise 2023 – Münster und Umgebung
28.08. bis 01.09.2023

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24.08.2023
Prof. Dr. Horst Carl
Apokalypse in Münster – Das Täuferreich 1534/1535

Münster – das Neue Jerusalem, die Stätte der Apokalyse, wo Jesus Ostern 1534 das Jüngste Gericht abhalten und von wo aus er seine Weltherrschaft errichten würde? Münster, der Ort des Westfälischen Friedens 1648, die Fahrradhauptstadt 2023, damals kleiner als Biebertal heute, Residenz des zweiten „König David“, né Jan van Leiden, der dort mit seiner Gattin Divara van Haarlem in Saus und Braus residierte.

Horst Carl, Professor am Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften der Justus Liebig Universität Giessen, entführte seine Zuhörerinnen in eine Zeit, in der sich rapide radikalisierende Täufer wie Bernd Rothmann, Melchior Hoffmann, Jan Mathys und Jan Bokelson van Leiden binnen kürzester Zeit einen  königlichen Gottesstaat errichteten. In diesem mussten sich „Gottlose“  innerhalb einer Tagesfrist Erwachsenentaufen unterziehen oder emigrieren. Alle Bücher außer der Bibel wurden verboten,  männliche Polygamie und die Zwangsverheiratung sämtlicher Frauen wurden verfügt und so der Weg für das „Reich Gottes“ planiert. Für Widerständler gab es die Todesstrafe.

Welche Rolle der mit der Reformation sympathisierende katholische Bischof und Landesherr Franz von Waldeck, der im Jahr 1533 faktisch Religionsfreiheit gewährt hatte, letztlich aber mit militärischer Hilfe durch den Reichstag dem Spuk der Täufer im Sommer 1535 ein blutiges Ende setzte, beschrieb Prof. Carl unter Einbeziehung der religiösen und historischen Kontexte der Jahre in anschaulicher Weise – noch heute hängen die Käfige einiger zu Tode gefolterter Rädelsführer an der Fassade der Lambertikirche in Münster. Und was hatten die Frauen der damaligen Zeit davon? Sie durften Prophetinnen sein und das Gemeindegeschehen mitgestalten. Sie durften ein gottgerechtes Leben im Sinne des Alten Testaments leben. Und sollen dies durchaus mehrheitlich befürwortet haben. Aber wehe jemand kritisierte den verschwenderischen Lebensstil der Selbsterwählten, wie Elisabeth Wandscherer, eine der 18 Frauen des Königs: sie wurde von ihrem Ehemann eigenhändig geköpft.

Ein spannender Vortrag von Prof. Carl, der Lust darauf machte, sich mit dem Thema weiter zu beschäftigen – vielleicht in Münster…
(bt)

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17.08.2023
Klaus Engelbach
Ey!, wie schmeckt der Coffee süße –
Kulturhistorische Anmerkungen zur Kaffeekantate von J.S.Bach

17.08.2023

Klaus Engelbach

Ey!, wie schmeckt der Coffee süße – Kulturhistorische Anmerkungen zur Kaffeekantate von J.S. Bach

Ein Vater stelle sich vor: seine Tochter frönt dem Kaffeegenuss. Damals ein Affront an sich in einer herrschaftlichen Familie. Und nicht nur widersetzt sie sich seinen erzieherischen Androhungen wie zum Beispiel, nicht aus dem Fenster schauen zu dürfen, sondern antwortet ihrem Herrn Papa immer wieder recht frech und selbstbewusst: „Ich behalte meinen Kaffee“. Erst als er ihr das Schreckensszenario an die Wand malt, sie nicht zu vermählen: „Wohlan, so musst du dich bequemen, auch niemals einen Mann zunehmen“, gibt sie nach.  Ihr Zukünftiger, so mag ihr heimliches Kalkül gewesen sein, könnte ja durchaus selbst den Kaffeekonsum schätzen…

Die Rede ist von Liesgen und ihrem Vater Schlendrian. Der Text stammt, so erfahren wir vom Referenten Klaus Engelbach, ehemaliger archäologischer Denkmalpfleger aus Wetzlar, aus der Feder von Christian Friedrich Henrici Picander. Johann Sebastian Bach komponierte dazu die Musik. Bach war damals schon seit über zehn Jahren Kantor der Thomaskirche in Leipzig. Die Kaffeekantate wurde 1735 im dortigen Zimmermannschen Kaffeehaus uraufgeführt.

Im 16. Jahrhundert waren in Konstantinopel die ersten Kaffeehäuser gegründet worden. Gemeinsam Kaffee zu trinken und sich dabei gegebenenfalls auch malen zu lassen gehörte im Europa des  17. Jahrhunderts zum guten Ton.  Das private Kaffeetrinken wurde oft kostspielig mit eigenem Raum und Ausstattung zelebriert und trieb so manchen in den Ruin. Der Kaffee war zu einer Art zeitgenössischer Droge geworden.

Warum dann das „böse Kind“, das „lose Mädchen“ so  von ihrem Vater beschimpft wird, erklärt sich aus dem damaligen Verhaltenskodex, nachzulesen in der Bibliothek der Damen aus dem Jahr 1776. Im Laufe der Zeit wurden daher Frauen aus Kaffeehäusern verdrängt, sie wurden als „Caffé-Menscher“, als liederliche Menschen bezeichnet, die sich dann nur noch privat als „Caffé-Schwertergen“ (Schwesterchen) in „Caffé-Cräntzchen“ zum Tratschen und Kaffeesatzlesen zusammenfanden. Keine Überraschung also, dass der um den Ruf seiner Tochter besorgte Herr Papa zu solch harten Bandagen griff. Aber bemerkenswert ist, so der Referent, die Durchsetzungskraft von Lieschen, durchaus unüblich für das 18. Jahrhundert.

Die Ausführungen von Klaus Engelbach, die nicht nur weit in kulturhistorische sondern auch wirtschaftliche Zusammenhänge hineinführten, wurden mit einem kräftigen Applaus seitens des zahlreichen Publikums honoriert.
(bt)

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20.07.2023
Jana Keidel
Anna de Noailles – Vergessene Poetin

Anna Élisabeth, Comtesse de Noailles, (1876- 1933) war in Frankreich und in Europa eine beachtete Schriftstellerin, die 1921 sogar mit dem Großen Literaturpreis der Académie française ausgezeichnet wurde.

Wie so viele Schriftstellerinnen ihrer Zeit, war Anna de Noailles aber auch Ziel misogyner Kritik. Ihr mondänes Auftreten in den berühmten Pariser Salons trug ebenfalls zur ihrer hohen Bekanntheit bei. Sie setzte sich als exotische und sinnliche Poetin in Szene, was sie unter anderem mit entsprechender Kleidung zum Ausdruck brachte.

Nach Ihrem Tod war die Lyrikerin zu Unrecht in Vergessenheit geraten. Der Vortrag von Jana Keidel über Leben und Werk der vergessenen Dichterin der Belle Époque basierte auf einer Ausstellung des Instituts für Romanistik der JLU Gießen, deren Leiterin Frau Keidel war.

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13.07.2023 – Beginn 15:30 Uhr
Mario Becker
Kunstraub in Antike und Gegenwart

Assyrer, Perser, Griechen, Römer – nahezu alle antiken Hochkulturen betrieben am Rande militärischer Auseinandersetzungen einen gezielten Kunstraub. Dieser war nicht selten mit einer gewissen Symbolik verbunden und hatte Methode. Selbst bei der Plünderung Roms durch die Vandalen 455 n.Chr. wurde nicht sinnlos zerstört, sondern gezielt geraubt.

Der Vortrag zeigte die bedeutendsten Beispiele antiken Kunstraubes und erläutert spannend die Hintergründe. Im Ausblick beschäftigte sich der Vortrag mit Fragen des Kunstraubs in jüngerer Vergangenheit.

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06.07.2023 – Beginn 15:00 Uhr
Mitgliederversammlung

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29.06.2023
Halbtagsfahrt nach Laubach

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15.06.2023 – Beginn 15:30 Uhr
Maren Stockhardt und Jessica Zerb
Eine Reise durch die Mongolei

Maren Stockhardt und Jessica Zerb verbrachten im Zuge ihres Studiums lange Praktika in der Hauptstadt und unternahmen von dort aus Reisen in die zentrale und südliche Mongolei, etwa mit dem Pferd durch die endlose Weite der Steppe oder mit dem Kamel durch die Dünenlandschaft der Wüste Gobi.

Im Land des Dschingis Khan herrscht ein kontinentales Klima vor mit langen kalten Wintern und kurzen heißen Sommern. Starke Unterschiede prägen auch das Leben der Einheimischen auf dem Land und in der Stadt.

Die Zuhörer können sich freuen auf Bilder von unberührten Landschaften und Schilderungen des traditionellen Lebens im einzigen Nomadenstaat der Welt sowie Anekdoten über die chaotische Moderne in der maßlos überfüllten Hauptstadt Ulaanbaatar.

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01.06.2023 – Beginn 15:30 Uhr
Edgar Niebergall
Ganz großes Kino:
Gießen 1907 – ein Rundgang durch die Stadt

Entstanden für eine (sehr erfolgreiche) Spendenaktion für den Hospizverein Gießen zeigt der etwa 1-stündige Film Gebäude, meist alte Ansichten, aus dem Jahr 1907, dem Jahr der Feierlichkeiten zum 300-jährigen Jubiläum der „Großherzoglichen Landesuniversität Gießen“. Basis war ein „Wegweiserbuch 1907“, quasi ein Reiseführer, der bei Recherchen zur Geschichte Gießen gefunden wurde.

Der Film folgt dem Rundgang wie im Buch beschriebe; ausschließlich Laien vor und hinter der Kamera sowie im Hintergrund waren ehrenamtlich beteiligt. Und einige der Laien sind den Gießenern bestimmt sehr gut bekannt.

Wir konnten die von den Besuchern gesammelten Spenden in Höhe von 153,10 € an den Hospizverein überweisen.

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25.05.2023 Beginn 19:30 Uhr
Prof.Dr. Christoph Friedrich

Theodor Fontane und die Pharmazie

Theodor Fontane (1819 – 1898), ist der bedeutendste aus dem Apotheker­beruf hervorgegangenen Dichter. Der soziale Abstieg der Familie Fontane zwang Theodor Fontane zu einer Ausbildung zum Apothekergehilfen, geliebt hat er den Apothekerberuf nie, es war immer ein zwiespältiges Verhältnis.

Während seiner Ausbildung zeigte er bereits großes Interesse an literarischen Dingen, 1839 erschien seine erste Novelle „Geschwisterliebe“. Kurz nach seiner Approbation 1847 hängte er die Pharmazie an den Nagel, schrieb als freier Schriftsteller für verschiedene Zeitungen und Verlage.

Bis zu seinem Tod mit 1898 mit 79 Jahren schuf er ein umfassendes Werk –  Novellen, Gedichte und Romane, die bis heute zu den bedeutendsten Werken der deutschsprachigen Literatur gehören.

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11.05.2023 Beginn 15:30 Uhr
Thomas Sander

Die Zauberflöte – eine märchenhafte Suche nach Liebe

„Die Zauberflöte“ ist Wolfgang Amadeus Mozarts letzte Oper. Sie ist ungeheuer populär, und beinahe jede(r) hat das Lied des Vogelfängers oder die Rache-Arie der Königin der Nacht schon einmal gehört. Was ist das Besondere an der „Zauberflöte“?

Der Vortrag zeigt zum einen die musikalische Formen- und Ausdrucksvielfalt der Musik (Arien, Lieder, Koloraturen, sakrale Chöre, Choralvorspiele etc.), zum anderen die von Mozart verwendeten Symbole und Anspielungen auf Mythen und Riten, nicht zuletzt die der Freimaurer, denen Mozart selbst angehörte.

Die Zauberflöte“ ist eine musikalische, märchenhafte Suche nach Liebe – inklusive Prüfung, Erkenntnis und Weisheit.

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04.05.2022
Tagesfahrt nach Offenbach

(nur für angemeldete Mitglieder)

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27.04.2023 Beginn 15:30 Uhr
Prof. Dr. Marita Metz-Becker

Frauen in der Marburger Stadtgeschichte

Die virtuelle Führung schaut auf bedeutende Frauenpersönlichkeiten der Stadt Marburg über 800 Jahre Stadtgeschichte. Vielen wurden Bauwerke, Denkmäler und andere Erinnerungszeichen für ihre besonderen Verdienste und Lebenswege zugeeignet, mit denen sie im Stadtbild präsent und im kulturellen Gedächtnis der Stadt verankert sind.

Vom Mittelalter, als die Hl. Elisabeth sich in Marburg aufhielt, über die Frühe Neuzeit, in der Hexenprozesse stattfanden oder die Zeit der Aufklärung und der Romantik mit ihren bedeutenden Schriftstellerinnen, bis hin zur jüngeren Gegenwart, in der Frauen in Politik, Wissenschaft oder Kunst von sich reden machen, reicht der zeitliche Bogen hervorgetretener Frauen, die ihre ganz besonderen Lebensspuren in der Geschichte der Stadt und darüber hinaus hinterlassen haben.

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20.04.2023 Beginn 19:30 Uhr
Prof. Dr. Volker Wissemann

Von Pflanzen lernen –
Bionik und die Evolution der Pflanzen

Chat-GPT beherrscht derzeit die Medien, ein Resultat des Versuchs, mit Hilfe des Computers das Gehirn zu simulieren und eine künstliche Intelligenz zu schaffen.

Riesige Tanker durchqueren die Weltmeere um die Energiekrise zu puffern, am Bug ist ein Vorbau geformt nach dem Vorbild der Delphinschnauze.

Hochhäuser sichern Wohnraum für viele Menschen, gehalten durch den omnipräsenten „T-Träger“ aus Stahl, der aus dem internen Aufbau eines Schachtelhalms durch den Botaniker Simon Schwendener 1871 entwickelt wurde. Und nicht zuletzt haben wir seit 1920 Salzstreuer, die das Salz auf Tomaten und Frühstücksei platzieren, und nicht daneben, weil der Botaniker und Philosoph Raoul Francé aufmerksam die Samenausbreitung der Mohnkapseln studiert hat.

All diese Errungenschaften im Leben der Menschen sind Themen der Bionik, der Wissenschaft, die Biologie und Technik verbindet, indem biologische Prinzipien umgesetzt werden in technische Lösungen. Pflanzen haben einen großen Anteil daran, lernen Sie Beispiele aus dem Baukasten der Natur kennen.

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13.04.2023 Beginn 15:30 Uhr
Oda Peter

Die Präraffaeliten

In der Mitte des 19. Jahrhunderts, während der Regentschaft von Königin Victoria, entstand die präraffaelitische Bruderschaft als Reaktion auf die in starren akademischen Traditionen verharrende englische Malerei.

Die drei Gründungsmitglieder William Holman Hunt, John Everett Millais und Dante Gabriel Rossetti strebten nach einer völlig neuen Malerei, der nicht mehr die Renaissance, sondern die freie und authentische Kunst des Mittelalters vor Raffael als Vorbild diente. Dabei ließen sie sich von der Lehre des einflussreichen viktorianischen Kunsthistorikers John Ruskin leiten.

Ihre Gemälde waren farbenfroh, naturnah, gesellschaftskritisch und enthielten eine deutliche Symbolsprache sowie literarische Bezüge.   

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30.03.2023 – Beginn 15:30 Uhr
Polizeiliche Beratungsstelle Mittelhessen
Alle wollen nur Ihr Bestes – Ihr Geld

Leider hat uns Frau Zanke von der Beratungsstelle an diesem Donnerstag versetzt. Der Netanya-Saal war gut gefüllt, alle waren erwartungsvoll – und die Vorsitzende total gestresst, eine telefonische Kontaktaufnahme war erfolglos. Statt einer Entschuldigung gab es nur einen sehr unhöflichen Brief auf unsere Nachfrage am nächsten Tag.

Während der hektischen Kontakt-Versuche wurde das Mikrofon für Personen aus dem Publikum frei gegeben – einige ergriffen das Wort und berichteten von ihren persönlichen Erlebnissen, die mal gut, mal dramatisch ausgegangen waren. Es war nur bedauerlich, dass die eigentliche Zielgruppe auch bei dieser Warnung vor Trickbetrügern nicht anwesend war.

Die Ankündigung, die Veranstaltung im nächsten Programm erneut anzubieten, mussten wir aufgrund der unangenehmen Rückmeldung seitens Frau Zanke zurücknehmen. Das ist sehr bedauerlich, aber eine Zusammenarbeit war nicht mehr zumutbar.

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23.03.2023
Prof. Dr. Cora Dietl
Konrad von Würzburg – Trojanerkrieg

Wie kann man von der Sinnlosigkeit einer nicht zu bremsenden Gewaltspirale und eines zehn Jahre andauernden, höchst blutigen Belagerungskrieges erzählen, bei dem ein in seiner Ehre gekränktes Weltreich einen kleinen, aber wehrhaften Nachbarn überfällt – und damit seinen eigenen Untergang einleitet?

Konrad von Würzburg, der zu den geschliffensten deutschsprachigen Dichtern des späteren 13. Jahrhunderts zählt, meistert diese Aufgabe, indem er den Krieg um Troja als einen Krieg darstellt, dessen Ursachen und dessen Verlauf von Absenz geprägt ist: Absenz von Herrschaft, von Strukturen, von Menschlichkeit und Verstand – von Sinn.

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16.03.2023
Monica Keichel
Lou Andreas-Salomé (1861 – 1937)

Lou Andreas-Salomé (1861 – 1937) war Schriftstellerin, Essayistin, Erzählerin und Psychoanalytikerin aus russisch-deutscher Familie.

Bekanntheit erlangte sie vor allem durch ihre persönlichen Beziehungen zu Friedrich Nietzsche, Rainer Maria Rilke, Sigmund Freud u.a. Obwohl sie als renommierte Autorin an der Entwicklung der Positionen der Moderne um 1900 lebhaft mitgewirkt hatte, bleibt auffällig, dass ihr schriftstellerisches Werk fast gänzlich hinter den außergewöhnlichen Geschichten ihres Lebens verschwand.

Dieses schiefe Bild Lou Salomés will dieser Vortrag zurechtrücken.

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09.03.2023
Tagesfahrt nach Frankfurt am Main
nur für angemeldete Mitglieder

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02.03.2023 – Beginn 15:30 Uhr
Mechthild Kersken
Virtuelle Reise zum Freilicht-Museum Insel Hombroich

Auf der Insel Hombroich nahe Neuss ließ der Kunstsammler Karl-Heinrich Müller insgesamt 21 Hektar unter Naturschutz stehende Landschaft mit ParksAuen und Terrassen rekultivieren.

Seine Kunstsammlung sollte in nicht in der üblichen Museumsform präsentiert werden, sondern in im Gelände verteilten Ausstellungspavillons im Dialog mit der umgebenden Natur. Auch wurde nicht nach chronologischer Abfolge oder auch Stilrichtungen sortiert – auch hier ist der Dialog der Grundgedanke: zwischen moderner europäischer und traditioneller asiatischer Kunst. Die Sammlung Müller enthält sowohl Werke der klassischen Moderne als auch Werke der Khmer und aus dem frühen China.

Frau Mechthild Kesken führt mit reichhaltigem Bildmaterial durch diese Kunst-Landschaft. Mit öffentlichen Fördermitteln saniert die Stiftung Hombroich zurzeit einen Teil der Pavillons.

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23.02.2023 – Beginn 19:30 Uhr
Die Theater-Ladies
„Frieden heißt Freiheit heißt Himmel“
Eine szenische Lesung    

Mitwirkende:
Heike Hausmann, Silke Lindemann, Christiane Schnieder,
Drosia Tanriverdi, Kristine Volkmann, Sabine Wagner
Violine: Carolin Endl Leitung: Chris Sima         

Gießener Anzeiger, 24.02.2023

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16.02.2023 – Beginn 15:00 Uhr
Die Jahreshauptversammlung musste wegen Erkrankung verschoben werden. Es ergeht eine neue Einladung zu einem späteren Termin.

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09.02.2023 – Beginn 15:30 Uhr
Dr. Sabine Hock
Erich Kästner und die schöne Frankfurterin                       

Die Beziehung zwischen Änne Kortejohann und Erich Kästner war nur wenigen bekannt. Und so war es eine Überraschung, als sich in ihrem Nachlass Briefe und Karten von Kästner sowie von seiner Mutter aus den Jahren 1934 bis 1948 und ebenso seine persönlich gewidmeten Bücher fanden.

Für die Literaturgeschichte sind diese Dokumente eher unbedeutend, aber sie erlauben einen kulturhistorisch interessanten Blick auf das Leben des Schriftstellers und einer durchaus bemerkenswerten Frau aus Frankfurt.

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02.02.2023
Besuch der Kaffeerösterei PURA

Klein aber fein – und Platz war für alle 24 Teilnehmer*innen, notfalls auch auf einem Sack mit Rohkaffee.

Herr Gebreselassie, der Gründer der PURA-GmbH, hat alle mit seinem Charme, seinem Aussehen und seinen guten Deutschkenntnissen beeindruckt – und nicht zuletzt auch mit dem interessanten Vortrag. Er hat in Gießen Wirtschaftswissenschaften studiert (Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre und Entwicklungsländerforschung) und hat für den „wunderschönen Campus“ und den gewünschten Studiengang sogar München (!!) verlassen. In Gießen ist er sesshaft geworden, ohne dabei seine Heimat Äthiopien zu vergessen. In 2011 hat er die PURA GmbH gegründet, nach schweren Anfangsjahren und erst recht während Corona geht es nun bergauf.

„KAFFEE PURA steht für sortenreinen, direkt gehandelten, biologisch angebauten Gourmet-Kaffee aus Äthiopien.“

Sein Unternehmen kauft direkt bei verschiedenen Kooperativen ein, mit denen er auch persönlichen Kontakt hält. In der kleinen Rösterei wird immer nur nach Bedarf geröstet – Frische ist somit garantiert. Erhältlich sind die Produkte im kleinen Verkaufsbereich direkt neben Büro, Lager und Röstmaschine, abgefüllt wird noch per Hand. Mittlerweile führen aber auch Einzelhandelsketten in Gießener Geschäften den Kaffee in ihrem Sortiment.

Bei den Preisen kann PURA nicht mithalten mit den Großröstereien, bei denen ein Pfund Kaffee 5,99 € kostet. Neben der Qualität der Produkte müsste aber auch der „Ethik-Faktor“ bedacht werden. Wertschätzung und gerechte Honorierung der Leistung im Erzeugerland rechtfertigen die erheblich höheren Preise. Das wird zwar von immer mehr Kunden akzeptiert – aber diesen Luxus kann sich nicht jeder leisten.

Vieles haben wir erfahren über die Anbau-, Ernte- und Verarbeitungsmethoden erfahren, keine unserer Fragen blieb unbeantwortet. Die körperliche Arbeit in den Pflanzungen überwiegend auf den Schultern der Frauen.

Herr Gebreselassie berichtet aus eigenem Erleben: überall da, wo die Frauen sich in den Kooperativen und Familien durchsetzen, „… läuft es besser …“, reicht der Erlös der Jahresernte für die Ernährung und die aus Ausbildung der Kinder über das ganze Jahr.

Eine Vortragsveranstaltung über das Land, die Menschen und die Kultur sollte unbedingt folgen!

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26.01.2023 – Beginn 19:30 Uhr
Prof. Dr. Dr. habl. Gerald Reiner 
Eine Reise zu den Vögeln Europas          

Die Biodiversität dieser Welt, Europas und Deutschlands nimmt rapide ab. Im Zentrum stehen der Verlust von Lebensräumen, die Frakturierung von Landschaften und damit einhergehend die kritische Verkleinerung der Populationen. Hinzu kommt der massive Einsatz von Herbiziden und Insektiziden.

Welche Anmut, Schönheit und Perfektion dabei verloren gehen, zeigte Prof. Gerald Reiner vom Arbeitskreis Wildbiologie der Justus-Liebig-Universität Gießen.

Eine virtuelle Reise mit beeindruckenden Fotos und verblüffenden Fakten über die gut 120 markantesten Vogelarten Deutschlands und Europas wird unterhalten und zum Staunen bringen. Die Reise beginnt in den alpinen Landschaften der Telemark und in der Finnischen Taiga auf der Suche nach Steinadler, Auer- und Birkhuhn.

Sie endet nach über 20 großartigen Schauplätzen und Lebensräumen in West-, Mittel- und Osteuropa bei den Bartgeiern am Südrand der Pyrenäen.

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19.01.2023 – Beginn 15:30 Uhr
Klassik live am Nachmittag       
Klavier, Gesang und Saxophon 

Eine tierische Besucherin war genauso begeistert wie alle Zweibeiner*innen

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12.01.2023 – Beginn 15:30 Uhr
Dr. Reinhard Kaufmann            
Romanische Architektur am Pilgerweg nach Santiago de Compostela

Nur kurze Zeit nach seiner Auffindung wurde das vermeintliche Grab des Apostels Jakobus des Älteren (Santiago) im äußersten Nordwesten der iberischen Halbinsel zum Ziel der im Mittelalter nach Zahl der Pilger zeitweise größten christlichen Wallfahrt, noch vor Rom und Jerusalem.

Nicht nur die ideelle und organisatorische Ausprägung der Wallfahrt, sondern auch die entlang der Pilgerwege erforderliche Infrastruktur – Kirchen, Herbergen, Hospize und Klöster, aber auch Brücken – wurde ganz stark beeinflusst von der großen burgundi­schen Bene­dikti­nerabtei Cluny, dem zeitweise bedeutendsten christli­chen Zent­rum des Mittelalters.

Die beeindruckenden romanischen Bauwerke, vom burgundischen Vézelay bis zum galizischen Santiago de Compostela, stehen im Mittelpunkt des Vortrages, aber es werden auch Beispiele anderer Architekturstile gezeigt,  wie etwa die westgotischen Sakralbauten bei Oviedo, Kapellen im mozarabischen oder Kirchen im Mudejarstil sowie die gotischen Kathedralen von Burgos und León gezeigt. Der Referent geht auch ein auf die Überlieferungen, die sich um den Leichnam des 44 n.Chr. in Jerusalem enthaupteten Heiligen Jakobus ranken, und was davon Geschichte und was Legende ist.

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Unsere Weihnachtspause ist zu Ende.

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15.12.2022
Weihnachtsfeier – nur für Mitglieder

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08.12.2022
Dr. Jens Gerlach
Capsarius – eine literarische Zeitreise ins Mittelhessen
um 80 n. Chr.

Dr. Jens Gerlach ließ sich von den spektakulären Ausgrabungen in Waldgirmes inspirieren und lädt seine ZuhörerInnen in seinem historischen Roman „Capsarius“ zur Teilnahme an einer Zeitreise ein: 

Der Icherzähler aus der Gegenwart wird ins Jahr 83 n. Chr. „versetzt“ – wie auch immer dies geschehen konnte. Er erlebt mit einem römischen Offizier aus Syrien und einem „einheimischen“ germanischen Kundschafter das realistisch-authentische Alltagsleben im römisch germanischen Grenzgebiet im heutigen Hessen vor dem historisch korrekten Hintergrund.  

Im Vortrag erwecken kurze Text-Auszüge aus der spannenden und humorvollen Story die damalige Zeit zum Leben, verglichen mit der Gegenwart ergeben sich interessante Einblicke.

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01.12.2022
Friedrich W. Volck
Der Stern von Bethlehem

„Und siehe, der Stern den sie im Morgenlande gesehen hatten, ging vor ihnen her … “ so berichtet der Evangelist Matthäus von den drei Weisen aus dem Morgenland. So stellt sich die Frage: wann soll es gewesen sein und gab es einen Stern, ein astronomisches Ereignis, das die Sternkundigen aus dem Morgenlande auf den Weg brachte? Ein Komet, eine Supernova, eine seltene Planetenkonjunktion oder etwas ganz anderes? Das Rätsel ist bis heute noch nicht vollständig gelöst.

Friedrich W. Volck vom Physikalischen Verein Frankfurt erzählt die Geschichte des Sterns von Bethlehem aus der etwas anderen Sicht des Astronomen.

An der metaphorischen Bedeutung des Sterns für das Christentum ändert sich durch die sachliche Sicht nichts.

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24.11.2022
Tagesfahrt nach Frankfurt – nur für angemeldete Mitglieder

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17.11.2022
Ulrike Kuschel

Künstlerpaare: Niki de St. Phalle und Jean Tinguely

„Es war wie ein Pingpongspiel zwischen uns.“

Die beiden waren ein exzentrisches Paar, sie galten als „Bonnie und Clyde“ in der Pariser Kunstszene der 1960er Jahre. Niki de St. Phalle begann mit Bildern, auf die man schießen konnte, und sie entwickelte nach und nach bunte und üppige Frauenfiguren, die Nanas, die in mehreren Städten auch im öffentlichen Raum stehen.

Jean Tinguely, der sich selbst als „Technikkünstler“ bezeichnete, erlangte Berühmtheit als Konstrukteur eigenwilliger Maschinenskulpturen. In der Kunst inspirierten sie sich gegenseitig. Manchmal arbeiteten sie direkt zusammen, besonders bei großen Skulpturenprojekten wie dem Strawinsky Brunnen in Paris.

Wir werden eine Beziehung kennenlernen, die menschlich wie künstlerisch von gegenseitiger Wertschätzung geprägt war.

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10.11.2022
Dr. habl. Michael Basseler

Die USA in Kurzform – die Amerikanische Short-Stories
(American Short Stories des 20. Jahrhunderts)

Die Kurzgeschichte bzw. „Short Story“ gilt als ur-amerikanische Gattung, vielleicht die einzige, die die – damals noch junge – amerikanische Literatur im frühen 19. Jahrhundert hervorgebracht hat.

Von ihren Anfängen bis heute hat sich die Short Story als extrem wandelbar gezeigt. Dabei diente sie immer auch als Ausdruck und Reflexion von kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklungen in den Vereinigten Staaten. Entlang einiger exemplarischer Beispiele bietet der Vortrag einen Überblick über die Entstehung und Entwicklung der Short Story im Laufe zweier Jahrhunderte. 

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03.11.2022
Dr. Matthias Recke

Von (Raub-)Gräbern und anderen Ausgrabungen

Der frühere Leiter der Antikensammlung der Uni Gießen, Dr. Matthias Recke, stellt seine neuen Forschungen zum antiken Tamassos (Zypern) vor.

Ein lang als verschollen geltendes Heiligtum des griechischen Gottes Apollon im Bereich des antiken Tamassos (Zypern) kann nach langer Suche endlich wieder identifiziert werden. Seit September 2021 arbeiten Archäologen der Universität Frankfurt unter seiner Leitung von an seiner Freilegung.

Die durch Zufall endeckten illegalen Aktivitäten von Schatzgräbern in einer nahegelegenen Nekropole sind Anlass für weitere Forschungen im Umland der antiken Königstadt, die ganz neue Einblicke in das Leben der antiken Metropole gestatten.

Zahlreiche unpublizierte Funde werden in diesem Lichtbilder-Vortrag erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.

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27.10.2022
Tagesfahrt nach Aschaffenburg
– nur für angemeldete Mitglieder

Für 10:00 Uhr waren 2 Führungen á 13 Personen gebucht im Hans-Christian-Schad-Museum, Pfaffengasse 2, Dauer 90 Minuten. Die Mittagspause kann in einem der vielen Altstadtlokale individuell verbracht werden.

Wir treffen uns wieder um 13:15 Uhr am Stiftsplatz 1 am Stiftsbrunnen, dort erwartet uns die Stadtführerin zum Rundgang „Südliches Flair in Aschaffenburg“. Die endet vor dem Pompejanum, eine Besichtigung „Pompejanum zum Kennenlernen“. Der Bus holt uns um 16:30 Uhr ganz in der Nähe ab für die Heimfahrt.

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20.10.2022
Wolfgang Brandes

Von John Gays „Beggars Opera“ zur
Dreigroschenoper von Brecht-Weill

Bertolt Brechts 1928 in Berlin uraufgeführte „Dreigroschenoper“ mit der Musik von Kurt Weill wurde zum größten Theatererfolg der 1920er Jahre. Brecht bediente sich dabei der „Beggars Opera“, die John Gay (Text) und Christoph Pepusch (Musik) 200 Jahre früher geschaffen hatten.

Aber in der Folge bewiesen nicht nur Benjamin Brittens musikalische Neubearbeitung, sondern zahlreiche Arrangements und Inszenierung die schier unerschöpfliche Stärke dieses alten Opernstoffs.

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13.10.2022
Martin Gärtner
Texte und Songs von Bertolt Brecht

Der Gießener Kabarettist, Sänger, Chorleiter und Musikpädagoge Martin Gärtner bietet eine Auswahl aus dem unüberschaubaren Werk des Schriftstellers und Dramaturgen Bertolt Brecht. Aus der Zusammenarbeit mit Kurt Weill ist die „Dreigroschenoper“ wohl am bekanntesten.

Aber Brecht hat auch mit anderen namhaften und auch weniger bekannten und vergessenen Komponisten zusammengearbeitet, z.B. bei den frühen Liedern aus dem Brecht-Liederbuch.

Martin begleitet die Songs mit seinem E-Piano.

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06.10.2022
Jutta Hendel
Harter Kern in rauer Schale – Leben und Werk
des Schriftstellers und Dramaturgen Bertolt Brecht

Der Schriftsteller Bertolt Brecht lebte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und rief mit seinen sozialkritischen Theaterstücken den offenen Terror gegen die Nazis auf den Plan, floh durch fünf Exilländer und konnte letztendlich nirgends heimisch werden.

Dieser biographische Vortrag ist der erste Teil von drei Veranstaltungen zum Thema Brecht. Am 13.10.2022 stellt Martin Gärtner Texte und Lieder vor, am 20.10. beschäftigt sich Wolfgang Brandes mit der Entwicklung von der „Beggars Opera“ hin zur „Dreigroschenoper“.

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29.09. 2022
Experimentalführung Liebig-Museum Gießen

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22.09. 2022
Prof. Dr. Helmut Gebelein
Von der Alchemie zur Chemie

Die Alchemie als Wissenschaftssystem entstand um Christi Geburt in Alexandria, der wissenschaftlichen Hochburg der Zeit und endete am Ende des 19. Jahrhunderts. Fast 2000 Jahre bildete sie die Basis chemisch-technischer Prozesse. Gleichzeitig galt die Naturerkenntnis durch die Alchemie als ein Weg zu Gott.

Heute erfahren sie meist nur die Alchemie sei eine betrügerische Goldmacherei gewesen. Das war sie auch, aber fast alle Betrugsfälle stammen aus dem Barock, als sich die Fürsten und Äbte hoch verschuldeten, um ihre Bauten zu finanzieren, die uns heute noch begeistern. Im Vortrag erfahren Sie jedoch, dass es um mehr als das ging.

Die Geschichte der Alchemie soll hier in aller Kürze dargestellt werden: von den Anfängen über die arabische Tradition, die die Kenntnisse nach Europa brachten, bis zu ihrer Ablösung durch die moderne Chemie, die in Frankreich beginnt.

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15.09. 2022
Suzanne Bohn
Edgar Degas (1834 -1917)
Der Wegbereiter der modernen Malerei

Degas erblickte das Licht der Welt am 19. Juli 1834 in einer großbürgerlichen Familie. Sein Vater, der Bankier Pierre Auguste Hyacinthe de Gas, ein äußerst kultivierter und kunstsinniger Mann, stand dem Sohn, als dieser sich für den Beruf des Malers entschied, als Berater und Mentor zur Seite. Obwohl Degas sich den Impressionisten anschloss und mit ihnen bei den Salons der Impressionisten, auch Salon des Indépendants (der Unabhängigen) genannt, ausstellte, war er mehr unabhängig denn Impressionist. Er beschrieb sich gern selber als klassischen Modernen und entwickelte einen absolut eigenen Stil, ging seine eigenen Wege. Als Mensch und als Künstler.

Suzanne Bohn führt durch eine der aufregendsten, turbulentesten Periode der Kunstgeschichte mit dem Bruch um 1860 mit der akademischen Lehre und ihrer propagierten Ästhetik, mit der vom Staat geförderten Historienmalerei, mit der beliebten Darstellung von mythologischen Helden, als sich eine Handvoll junger rebellischer Verrückter- darunter sogar vier Frauen!- sich anschicken, triviale Alltagsszenen des zeitgenössischen Frankreich auf die Leinwand zu bannen mit Prostituierten bei der Arbeit, Eisenbahnen und Bahnhöfen, Wäscherinnen und Büglerinnen, mit Betrunkenen im Cafés, Frauen bei der Körperpflege, schmutzigen müden Tänzerinnen beim Üben, jenseits des glamourösen Rahmens einer vollendeten Ballettvorführung: Da war Edgar Degas bahnbrechend mit seinem neuen Realismus, dem Pendant zum neu entstandenen, ebenso verpönten Naturalismus in der Literatur.  

Eine Biographie, ein Künstlerleben, wie man es sich eigentlich anders vorstellt, ein Spaziergang durch eine kontrastreiche Bildergalerie und eine schillernde Epoche: Ein interessanter Vortrag.

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08.09.2022
Führung durch den Botanischen Garten

Der Technische Leiter des Botanischen Gartens, Herr Holger Laake, führte eine erfreulich große Gruppe bei idealem Wetter und guter Laune durch die neuen Gewächshäuser und zu speziellen Pflanzen. Bei der Neugestaltung hatte der Denkmalschutz ein gehöriges Wort mitzureden.

Vieles hat sich verändert – ein neues Palmenhaus, das neue Victoriahaus mit dem Bassin für die Victoria-Seerose und passenden Begleitpflanzen sowie die Umgestaltung der alten Gewächshäuser. Der Garten und die Häuser sind weitgehend barrierefrei und so z.B. mit Automatik-Türen ausgestattet.

Die meisten Pflanzen mussten umgesetzt werden, es wird jetzt beobachtet, wie sie mit dem Standortwechsel und dem Pflanzstress zurecht kommen. Die beiden großen Palmen haben zur großen Freude neue Wedel ausgebildet.

Das große Palmenhaus wird über Sommer für Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt, ab Oktober werden dort möglichst dicht an dicht die Nicht-Winterharten Exoten geschützt untergebracht. Wegen der drohenden Energieknappheit soll vor allem das alte Gewächshaus, eine wahre Energieschleuder, komplett geleert werden. Es herrscht aber durchaus Besorgnis bei dem Gedanken, dass bei extremem Energiemangel und Frost im Februarviele der alten und kaum wieder zu beschaffenden Pflanzen verloren gehen könnten.

Integriert wurde der alte Löwenbrunnen mit dem halbrunden „Fröscheteich“ an der bisherigen Stelle. Die Gazelle, das Reittier vieler Gießener Kinder, muss noch einen Platz finden, an dem die Unfallschutzmaßnahmen umgesetzt werden können – z.B. gepolsterte Fall-Schutz-Matten.

Es gab auch vieles Interessantes zur Geschichte des Gartens und zu einzelnen besonderen Pflanzen. Überraschend war z.B., dass es im Eingangsbereich einen männlichen und am anderen Ende einen weiblichen Gingkobaum gibt. Das Geschlecht ist nicht so einfach zu erkennen – erst nach etwa 40 (!!!) Jahren outet sich das Mädchen und produziert Nüsse. Alle Städte, die in den letzten 30 Jahren diesen attraktiven Baum gepflanzt haben, müssen sich also überraschen lassen. Manchem Weibchen droht der Kettensägentod, da die zerfahrenen, zertrampelten Früchte nach faulen Eiern riechen. Keine Angst, in Gießen droht dieses Ungemach nicht, dafür sorgt die Stadt und auch der Botanische Garten.

Vieles mehr gäbe es zu berichten. In Kürze, ab Oktober, geht der Garten in den Winterschlaf, aber im nächsten Jahr erwacht er in hoffentlich alter Frische und bietet allen Gießenern einen innerstädtischen Ort voller Ruhe und ständiger Veränderung. Dann gibt es auch wieder öffentliche Führungen – es lohnt sich!

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01.09.2022
Keine Veranstaltung
-wegen Studienreise – ein ausführlicher Bericht folgt noch.

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25.08.2022
Hartmut Miethe
Zwei Grünberger Jungs –
Theodor Koch und Carl Geist

Pfarrer i.R. Hartmut Miethe referiert über zwei „Grünberger Jungs“.  Das gemeinsame Aufwachsen in der kleinen Gemeinde begründete eine lebenslange Freundschaft zwischen Carl Friedrich Wilhelm Geist und Theodor Christian Koch, die beide über die Stadt hinaus Bekanntheit erlangten.

Carl Geist wurde zum Maler an der Großherzoglichen Kunstschule in Karlsruhe und an der Kunstakademie in Stuttgart ausgebildet. Er wendete sich von der akademischen Malerei ab und schuf impressionistische Werke. Der 1. Weltkrieg verursachte eine Rückkehr zu einer sehr düsteren akademischen Malerei. Sein Werk umfasst ca. 300 Gemälde und Zeichnungen.

Theodor Koch ergreift nach seinem Lehramtsstudium in Gießen die Gelegenheit, an einer Expedition nach Zentralbrasilien teilzunehmen. Diese Erfahrung wird prägend für seinen weiteren beruflichen Lebensweg als Südamerikaforscher und Wissenschaftler.

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18.08.2022
Hans Sarkowicz
Jacob von Grimmelshausen zum 400. Geburtstag

Vor 400 Jahren wurde der bedeutendste deutsche Barock-Autor Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen in Gelnhausen geboren.

Über seine ersten Lebensjahre ist wenig bekannt. Aber es gilt als sicher, dass er noch als Junge von Hanau aus in den Dreißigjährigen Krieg ziehen musste. Bis zum Friedensschluss blieb er Soldat. Danach wurde er im Badischen Verwalter von adligen Gütern, Burgvogt und schließlich Schultheiß der kleinen Stadt Renchen.

Unter Pseudonymen, die er aus den Buchstaben seines Namens bildete, schrieb er seine Romane, allen voran den „Simplicissimus Teutsch“ (1668/69). In seinen Büchern verarbeitete er auch seine Kriegserlebnisse. Sein Leben, dass er 1676 in Renchen beschloss, steckt voller Fragen und Rätseln.

Hans Sarkowicz, der mit Heiner Boehncke zusammen die große Grimmelshausen-Biografie geschrieben hat, wird in seinem Vortrag einige dieser Geheimnisse lüften und auf ein Werk hinweisen, das in seiner gesamten Breite ein Literaturwunder des 17. Jahrhunderts ist.

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21.07.2022
Dr. Reinhard Kaufmann
Backsteingotik des deutschen Ostseeraums

Ausgehend von den geologischen Rahmenbedingungen in Norddeutschland, die zur Entwicklung dieser Sonderform des gotischen Baustils geführt haben, behandelt der Vortrag zunächst die technischen Aspekte der Herstellung und die unterschiedlichen Arten der Vermauerung des Backsteins sowie die vielfältigen Formen des Baudekors. In einem weiteren zentralen Teil des Vortrags werden die Typen der gotischen Backsteinkirchen (chorlose Hallenkirchen, Basiliken, Hallenkirchen mit Chorumgang) wie auch die wichtigsten Profanbauten (Rathäuser, Patrizierhäuser, Stadttore) dargestellt.

Die textlichen Erläuterungen werden durch ein umfangreiches Bildmaterial veranschaulicht, das der Referent nicht nur an den repräsentativen Bauten der bedeutendsten Hansestädte (Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund und Greifsland) aufgenommen hat, sondern auch an kleineren „Dorfkirchen“ und den ehemaligen Zisterzienserklöstern Bad Doberan, Chorin und Lehnin.

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Ferien

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14.07.2022
Gabi Gareis-Stammler, Carmen Lange, Chris Sima
Mascha Kaléko, die jüdische Dichterin (Lesung)

Unsere erste Abendveranstaltung stieß auf ein überraschend großes Interesse, und es konnten einige Gäste begrüßt werden – trotz der sehr attraktiven Konkurrenz-veranstaltung von Cora Dietl und ihrer Theatertruppe.

Das lag sicher auch an dem besonderen Thema der Lesung „Mascha Kaléko – die jüdische Dichterin“ und an den drei Vortragenden, Frau Gabi Gareis-Stammler, Carmen Lange und Chris Sima, die mit leisen und lebhaften Tönen, ausgewählten heiter-ironischen und bedrückenden Texten die Zuhörenden dem Lebensweg der Dichterin Mascha Kaléko folgen ließen.

Gabi Gareis-Stammler, Carmen Lange, Chris Sima   
(Foto privat)

Kurze, passende Musikeinspielungen gaben Zeit zu Reflektion, zu eigenen Gedanken. Die großen Fotografien vervollständigten das Bild dieser außergewöhnlichen Dichterin und machten neugierig auf deren Werk.

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23.06.2022
Dr. Brigitte Reuter
Herkunft unbekannt – Provenienzforschung
Die Sammlung Huelsmann, Bielefeld

Woher kommen die Kunstwerke einer Sammlung und welche Geschichten haben sie erlebt? Aufgabe der Provenienzforschung ist es, die Herkunft von Kunstwerken und Kulturobjekten zu klären. Ein Schwerpunkt liegt dabei in der Auffindung von sogenanntem Raubgut, also Objekte, die ihren verfolgten Eigentümern in der NS-Zeit entwendet wurden.

Die Eheleute Huelsmann, renommierte Antiquitätenhändler im Hamburg der 30-er-Jahre, vermachten ihr gesamtes Vermögen der Stadt Bielefeld. Eigens für die umfangreiche Kunstgewerbesammlung (Silber- und Goldschmiedearbeiten, Fayence und Porzellan, Gemälde und Möbel) wurde 1995 das Museum Huelsmann eröffnet.

Der Vortrag von Frau Dr. Reuter stellt die spannendsten Objektgeschichten mit zahlreichen Abbildungen in den Mittelpunkt und geht der Frage nach, mit welchen Methoden die Provenienzforschung arbeitet und wie es danach weitergeht.

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02.06.2022
Uwe Koperlik
Patria libre – Leben am Kraterrand – Nicaragua

Seit 1986 besteht die Städtepartnerschaft zwischen Gießen und San Juan del Sur in Nicaragua und ist auch nach 36 Jahren immer noch lebendig und aktiv.

Ganze 9.393 Kilometer ist San Juan del Sur von uns entfernt, aber der Förderverein der Städtepartnerschaft bezeichnet die Stadt in Mittelamerika als „unsere Nachbarn vom Pazifik“.  

Der 1. Vorsitzende des Fördervereins der Städtepartnerschaft (kurz „gipanic“), Herr Uwe Koperlik, berichtet in seinem Vortrag aus erster Hand über das „Leben am Kraterrand“, das sich um eine traumhaft schöne Bucht am Pazifik abspielt, das aber auch mit großen politischen und wirtschaftlichen Problemen behaftet ist. Auch auf die Lage der Frauen wird im Besonderen eingegangen.

Unter dem Motto „Solidarität, gestern, heute und morgen“ wurden in San Juan del Sur und Umgebung bisher 111 Projekte zur Förderung im Bereich Bildung, Gesundheit und Hygiene, Umweltschutz und Frauen realisiert – konkrete, praktische Hilfen statt nur offizieller Besuche von Honoratioren bestimmen die Arbeit der Vereinsmitglieder.

Die Homepage des Vereins bietet eine Fülle von Informationen und eignet sich bestens zur Vorbereitung für den Besuch des Vortrags und zum Nachlesen:   https://www.gipanic.de

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19.05.2022
Dietlind Stürz
Sophie Taeuber-Arp (1889 – 1943)

Sophie Taeuber ist eine Pionierin der Moderne und eine der vielseitigsten Künstlerinnen ihrer Zeit. Sie malte, tanzte, stickte und baute und war darüber hinaus eine Protagonistin des Dadaismus.

Als Vertreterin einer abstrakt konstruktiven Kunstrichtung gilt sie lange als unselbständiges Anhängsel ihres Künstlergatten Hans Arp. Das gilt es unbedingt zu widerlegen.

Jüngste Ausstellungen in der Londoner Tate Gallery (2021) und im Museum of Modern Art, New York, (bis März 2022) bestätigen ihre Wertschätzung.

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05.05.2022
Dr. Ulrike Enke
Emil von Behring:
Impfstoffentwickler – Nobelpreisträger – Familienvater

Der Vortrag beleuchtet das Leben des Marburger Hygieneprofessors Emil von Behring (1854-1917), der 1890 einen Impfstoff gegen die gefürchtete Kinderkrankheit Diphtherie entwickelte und dafür mit dem erstmals vergebenen Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet wurde. Der reichhaltige Nachlass und die bis heute erhaltenen Familienbriefe ermöglichen nicht nur einen Einblick in das Werden des Wissenschaftlers, sondern auch in das private Leben des als schwierig geltenden Forschers:  Hier begegnet uns ein bislang unbekannter Behring – ein begeisterter Familienvater und liebevoller Ehemann, den die Referentin anhand der Briefdokumente vorstellt.

Die Medizinhistorikerin Dr. Ulrike Enke (Universität Marburg) zählt zu den weltweit anerkannten Behring-ExpertInnen. Sie hat den Nachlass des Marburger Forschers aufgearbeitet und online zugänglich gemacht und schreibt momentan eine wissenschaftliche Behring-Biographie, die 2022 erscheinen soll.  

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28.04.2022
Tagesfahrt nach Lorsch

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21.04.2022
Oda Peter
Kloster Lorsch. Vom Reichskloster Karls des Großen
zum UNESCO-Weltkulturerbe

Das Benediktinerkloster Lorsch in der Ebene zwischen Rhein und Odenwald nahe Worms war im frühen Mittelalter Geistes- und Kulturzentrum des Frankenreiches. Seine verkehrstechnisch begünstigte Lage machte das Kloster zu einem Eckpunkt karolingischer Herrschaftsorganisation.

Kloster Lorsch teilte seine Prominenz im 9. Jahrhundert östlich des Rheins mit St. Emmeram in Regensburg, westlich des Rheins mit St.-Denis, Aachen oder Metz.

Als Kultort am Grab des heiligen Nazarius bot Lorsch die notwendigen Garantien für das Totengedenken. Dies war eine ganz wesentliche Voraussetzung für die Lorsch zugewendeten Schenkungen, dokumentiert im Lorscher Codex, und, aus herrscherlicher Perspektive, eine ganz wichtige Voraussetzung für Lorsch als Ort einer dynastischen Grablege.

Seit 1991 ist das ehemalige Reichskloster UNESCO Weltkulturdenkmal und damit die älteste hessische Welterbestätte. Diese Auszeichnung erhielt Lorsch nicht nur aufgrund der historischen Bedeutung des karolingischen Klosters, sondern auch aufgrund der geistes- und kulturgeschichtlichen Bedeutung der Abtei mit ihrer ehemals bedeutenden Bibliothek und ihrem Skriptorium.

Der Vortrag beleuchtet die Geschichte des Klosters und geht auf kunsthistorisch bedeutende Werke wie die Lorscher Torhalle und das Lorscher Evangeliar ein.

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07.04.2022
Prof. Dr. Rudolf Bork
Umweltgeschichte Deutschlands, 2. Teil

Im zweiten Teil der Umweltgeschichte Deutschlands führt uns Prof. Bork von Theodor Lessings „Kampfschrift gegen die Geräusche unseres Lebens“ aus dem Jahr 1908 bis zum aktuellen Dieselskandal.

Zwei Weltkriege verheeren die Landschaft, Deutschland wird geteilt. Das „Wirtschaftswunder“ verursacht in beiden Staaten erhebliche Umweltbelastungen. Erste Gesetze werden erlassen, in Westdeutschland werden „Die Grünen“ gegründet. Derweil werden die Auswirkungen des Klimawandels deutlich.

Warum reagieren und agieren wir oftmals nicht oder falsch oder spät? Was ist zu tun?

Die neuesten, alles umwälzenden Ereignisse können zu diesem Zeitpunkt in dem Vortrag nicht erörtert werden, die Auswirkungen werden sich erst zeigen.

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21.03.2022  
Besuch der LEICA Erlebniswelt

Erwartungsvoll fuhren 18 Damen am 31. März 2022 mit PKW oder Bus (Linie 11 ab Johanneskirche) Richtung Wetzlar zum Besuch der Leica Welt.

LEICA Wetzlar, Hauptgebäude (Foto: Bausch)

Fachkundige Mitarbeiter führten die Besucherinnen in 2 Gruppen. Das Areal wurde vorgestellt und die Architektur erläutert. Die auf dem ehemaligen Spilburg Gelände  neu errichtete Firmenzentrale (die Bauform soll ein Fernglas und ein Objektiv darstellen) beherbergt neben Verwaltung, Akademie, Store, mietbarem Fotostudio und Kunden-Service auch ein Hotel und das Ernst-Leitz-Museum. Auch kleinere Unternehmen der optischen Branche haben sich auf dem Gelände angesiedelt.

Der Besuch beginnt mit der Leica Galerie. Die Dauerausstellung „36 aus 100“ umfasst 36 preisgekrönte Leica Fotografien aus den vergangenen 100 Jahren, z.B. das berühmte Bild von Che Guevara und Muhammad Alis Faust von Thomas Höpker, dessen Bilder z.Zt. im Ernst-Leitz-Museum gezeigt werden.

Einen Einblick in die über 100 jährige Leitz Geschichte geben die im Foyer aufgestellten Kamera Modelle, angefangen von der Ur-Leica von Oskar Barnack aus dem Jahre 1914 bis zu den heutigen digitalen Verkaufsschlagern. Die Fragen der Besucherinnen wurden ausführlich beantwortet.

Weiter ging es vorbei an einer „historischen Wand“, dem sogenannten Zeitstrahl (1849 bis heute) mit der Darstellung des Werdeganges der Firma Leitz/Leica (das Leica ist dem internationalen Geschäft geschuldet – LEItz CAmera) im Kontext historischer Ereignisse. Durch Panorama Fenster bekommt man einen Einblick in den Fertigungsbereich von Objektiven und Kameras.

Im Anschluss an die ausführliche Führung erholte man sich im Café Leitz bei Kaffee und Kuchen, einige Damen besuchen zusätzlich noch das interaktive Ernst-LeitzMuseum.

Anmerkung:

Aufsehen erregte die bunte Glaswand im Foyer. Nicht wie aus der Ferne vermutet, waren es bunte Folien, sondern spezielles Glas der Firma Derrix, Taunusstein, auch ein Ziel von Frau und Kultur.

LEICA-Welt, Foyer (Foto: Bausch)

Details unter Projekte und Referenzen von Derrix:
einfach anklicken. https://www.derix.com

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24.03.2022  
Dr. Christian Hoselmann
Hessen in der Eiszeit

Im Rahmen des Vortrags „Hessen in der Eiszeit“ steht insbesondere die geologische Periode des Quartärs, also die letzten 2,6 Millionen Jahre im Vordergrund. Dieser Zeitabschnitt ist von großem Interesse, da wir im Quartär leben und die Klimaentwicklung in der Vergangen-heit auch Rückschlüsse auf die Entwicklung in der Zukunft zulässt.

Charakteristisch sind in diesem Zeitraum wiederholte Klima-schwankungen mit warmzeitlichen Umweltbedingungen wie heute und kaltzeitliche Phasen, bei denen in Hessen ein Klima wie heute im nördlichen Sibirien oder in Alaska herrschten.

Für das Verständnis sind die Ursachen des Klimawandels von Bedeutung und welche Ablagerungen in Hessen typisch für die einzelnen Zeitabschnitte sind. Im Vortrag werden auch erste Ergebnisse einer jüngst fertig gestellten Forschungsbohrung im nördlichen Oberrheingraben vorgestellt.

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17.03.2022
Gerhard Kollmer
Die Wiener Ringstraße – städtebauliches Zeugnis einer glanzvollen Epoche
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Der Vortrag kreist nur am Rande um die städtebauliche Bedeutung dieser über zwei Kilometer langen Prachtstraße, sondern begreift sie als Sinnbild bzw. Inbegriff einer Epoche der Blüte und des Untergangs gleichermaßen und versucht ein kulturgeschichtliches Panorama der „Ringstraßenzeit“ zu entwerfen.

Dabei werden – in kurzen Zitaten – auch zeitgenössische Texte herangezogen, wie z.B. von Stefan Zweig, der in einer Ringstraßenvilla aufwuchs, aus „Die Welt von gestern“ oder Briefauszüge des jungen Hitler, der sich als arbeitsloser Flaneur an den Prachtbauten der Ringstraße nicht sattsehen konnte.

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03.03.2022  
Barbara Hohmann
Bertha v. Suttner ( 1843-1914)
– die Frau, die den Nobelpreis „erfand“

Wir leben in einer Zeit, in der an immer mehr Orten der Welt Konflikte wieder mit Gewalt ausgetragen werden statt mit Diplomatie. Da lohnt es sich etwas über das abenteuerliche Leben einer Frau zu erfahren, die am Ende des 19. Jahrhunderts die Menschheit überzeugen wollte, dass Frieden möglich ist! Ihr Roman „Die Waffen nieder“ erregte vor über 100 Jahren großes Aufsehen und ihre Aussage „Die Religion rechtfertigt nicht den Scheiterhaufen, der Vaterlandsbegriff nicht den Massenmord und die Wissenschaft nicht die Tierfolter“ ist heute wichtiger den je.

In der zweiten Hälfte ihres Lebens kämpfte Bertha v. Suttner unermüdlich für Frieden und Völkerverständigung. Sie brachte Alfred Nobel – den Erfinder des Dynamits – dazu, einen Preis zu stiften, der noch heute jährlich diejenigen auszeichnet, die für die Menschheit den größten Nutzen geleistet haben. Bertha v. Suttner erhielt im Jahre 1905 als erste Frau den Friedensnobelpreis.

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24.02.2022  
Jahreshauptversammlung 2022

Am 24.02.2022 konnte unsere Jahreshauptversammlung unter dem Motto „Von schwierigen Zeiten und hoffnungsvollen Plänen“ vor zahlreich erschienenen Mitgliedern abgehalten werden.

In ihrem Jahresbericht beschrieb die 1. Vorsitzende, Brigitte Sekula, zunächst die Schwierigkeiten des letzten Jahres. Alle für Januar bis Juni 2021 geplanten Vorträge und Fahrten mussten abgesagt und in das 2. Halbjahr verschoben werden. Von Juli bis Mitte November konnten dann 17 Vorträge realisiert werden, ebenso zwei Tagesfahrten und ein Sommerfest – bis die Infektionszahlen ab Mitte November 2021 erneute Absagen notwendig machten.

Die Teilnehmerzahl bei den Vorträgen im Netanya-Saal des Alten Schlosses war mit nur 40 Plätzen auf mehr als die Hälfte der üblichen Kapazität reduziert.  Mit nur 683 Besuchern im Halbjahr wurde die in den Vorjahren übliche Besucherzahl weit unterschritten.

Öffentlich konnte der Verein deshalb in 2021 auch nicht in Erscheinung treten, weshalb die üblichen Abgänge aus Alters- und Gesundheitsgründen nicht durch Neuanmeldungen ausgeglichen wurden. Die Mitgliederzahl sank um 20 Personen gegenüber dem Vorjahr auf nunmehr 145 Vereinsmitglieder.

Trotz der erheblich geringeren Besucherzahl und somit sinkender Einnahmen aus den Veranstaltungen ist die finanzielle Situation des Vereins stabil, wie die Kassenführerin, Frau Roll, im ihrem Kassenbericht aufzeigen konnte.

Im Anschluss an die Berichte wurde der Vorstand einstimmig für das Geschäftsjahr 2021 entlastet. Die 1. und 2. Vorsitzende, Frau Sekula und Frau Bausch, erhielten als Dankeschön für die besonders mühselige Arbeit in 2021 einen bunten Tulpenstrauß.

Anschließend erläuterte Frau Sekula die Planungen für das 2. Halbjahr, die schon auf vollen Touren laufen – auch wenn die extremen Ereignisse wenig Mut dazu machen. Eine grundlegende Änderung steht schon fest:  pro Monat wird ein Vortrag am Abend von 19:30 bis 20:30 Uhr angeboten. Damit soll auch allen anderen Kulturinteressierten, die noch im Berufsleben eingebunden sind, die Möglichkeit eines Besuches ermöglicht werden.

Frau Sekula bedankte sich zum Schluss bei allen Mitgliedern für deren Treue und insbesondere bei den Mitgliedern des Vorstands für die Unterstützung im schwierigen Jahr 2021.

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17.02.2022 Dr. Matthias Recke
Von (Raub-)Gräbern und anderen Ausgrabungen
Neue Forschungen zum antiken Tamassos (Zypern)

Die Veranstaltung musste leider entfallen und wird nachgeholt.

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03.02.2022 Dr. Reinhard Kaufmann
Die Backsteingotik im deutschen Ostseeraum

Die Veranstaltung musste leider entfallen und wird nachgeholt.

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27.01.2022
Tagesfahrt nach Wiesbaden – nur für Mitglieder

Aufgrund der geringen Anmeldezahlen und der Entwicklung der Corona-Pandemie musste diese Fahrt leider abgesagt werden.

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20.01.2022  
Prof. Dr. Marita Metz-Becker
Im Widerspruch mit der Welt – das Leben der
Schriftstellerin Sophie Schubart-Mereau-Brentano

Der Vortrag widmet sich der Biographie Sophie Mereaus im Kontext der Zeit um 1800, in der ein neues Geschlechterverhältnis ausgehandelt wird. Frauen betreten zunehmend das öffentliche Parkett und beanspruchen ihre Teilhabe an den männlich kontrollierten Institutionen der Künste und Wissenschaften.

Sophie Mereau wird zu einer Person des öffentlichen Lebens, publiziert unter eigenem Namen und entwickelt aufsehenerregende Modelle weiblicher Autonomie bis hin zum Postulat der „Freien Liebe“.

Auch in ihrer problematischen Ehe mit Clemens Brentano lässt sie sich nicht entmutigen, sondern erfährt in ihrer professionellen literarischen Arbeit die notwendige Stabilisierung und Selbstvergewisserung. 

16.09.2021
Prof. Klaus Dieter Böhm
„Natürliche Intelligenz –
oder wie tickt das menschliche Gehirn“

Im Mittelpunkt des Vortrags stand die natürliche Intelligenz und die Frage, wie unser Gehirn es schafft, so viele Dinge parallel zu erledigen. Alle unsere Sinne müssen zusammenarbeiten, um überhaupt „den kleinen Finger krumm zu machen“, geschweige denn komplexe abstrakte Probleme zu lösen. Das Zusammenspiel von elektrischen Signalen und chemischen Prozessen löst bekannte Handlungen routinemäßig aus – aber woher kommt die Kreativität, neues zu entdecken und neue Lösungen zu finden?

Details über das Informationssystem der Nervenzellen und ihren Verbindungen sollte man unbedingt bei Interesse nachlesen. Bei dem Vortrag waren viele Details zu erfassen und zusammenzufügen – gleichzeitig Hören, Erfassen und Verstehen bedurften großer Konzentration.

Der Vorteil der künstlichen Intelligenz, also dem Computer, liegt in der Verarbeitung großer Datenmengen und schnellen Arbeitsergebnissen aufgrund programmierter Algorithmen, und kann somit – zumindest in der heutigen Zeit – nur als Helfer des menschlichen Gehirns gelten.

Wir wären nicht Frau und Kultur, wenn wir nicht auch in diesem Bereich auf außergewöhnliche Frauen aufmerksam machen würden:

Die Gräfin Ada Lovelace war 1843, also vor 180 Jahren, die erste Person, die einen für einen Computer gedachten Algorithmus niederschrieb (Berechnung von Bernoulli-Zahlen). Deshalb gilt sie als erste Programmiererin der Geschichte. (Quelle: Wikipedia)

Sie erkannte intuitiv das Potential von Algorithmen über die Anwendung in reinen Rechenmaschinen hinaus, verfügte so über die Vorstellung einer „Software“, für die aber die „Hardware“ zu ihrer Zeit noch nicht erfunden war.

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09.09.2021
Suzanne Bohn
George Sand

Obwohl aristokratischer Herkunft, wird Amantine Aurore Lucile Dupin de Francueil bei dem Kampf um die Demokratie in den ersten Reihen dabei sein und die Flagge der Gerechtigkeit, der Brüderlichkeit, vor allem aber der Freiheit kräftig mitschwenken. Es gelingt ihr unter dem männlichen Decknamen George Sand in die Geschichte als die Galionsfigur der weiblichen Emanzipation in Frankreich einzugehen.

Frau Bohn machte jedoch auch klar, dass diese Berühmtheit eigentlich anderen Frauen gehören sollte, die zeitgleich für die Befreiung der Frauen kämpften und diesen Kampf unter erheblich größeren Schwierigkeiten führen mussten, aber nahezu vergessen sind.

Berühmt-berüchtigt war sie, die geschiedene Mutter von zwei Kindern. Sie war eine aktive berufstätige Frau, allein erziehend, konnte sich und ihre Kinder von ihrer Feder ernähren. Sie war politisch engagiert, verwaltete umsichtig ihr Gut und Erbe, reiste viel und gern. Sie rauchte, trug Hosen, hatte eine Menge Liebhaber, die – bis auf eine Ausnahme – jünger waren als sie und meist etwas feminin und von schwacher Gesundheit. Sie bemutterte sie – oder sollte man sagen: sie dominierte und beherrschte sie?

Das galt auch für Frédéric Chopin, mit dem sie am längsten (neun Jahre) zusammen lebte. Es war ein schwieriges Verhältnis. Details hierzu finden Sie unter:

http://www.chopin-musik.com/chopin_und_george_sand.php

Wie immer war der Vortrag von Frau Bohn geprägt von Detailwissen und ihrer lebhaften und humorvollen Schilderung dieser außergewöhnlichen Frau.

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2.09.2021
Oda Peter
Rembrandt – ein Meister auf der Suche

Rembrandts Name ist eng mit dem Goldenen Zeitalter, der einzigartigen Blütezeit Hollands im 17. Jahrhundert, verbunden.

Er wurde der am meisten gefeierte Künstler der zur führenden See- und Handelsmacht aufstrebenden jungen Nation. Dennoch litt er unter finanziellen Problemen und ging 1656 in Konkurs.

Sein Gesamtwerk umfasst vor allem Porträts, Historienbilder, Gruppenbilder und Landschaften. Er fand immer wieder Motive, die bis dahin nicht künstlerisch bearbeitet worden waren oder suchte nach neuen Darstellungsmöglichkeiten traditioneller Themen.

Der geplante Besuch der Rembrandt-Ausstellung am 25. November 2021 ergänzt diesen Vortrag.

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26.08.2021
Tagesfahrt nach Kassel

Unsere letzte gemeinsame Tagesfahrt war am 27. Februar 2020 nach Wiesbaden. Nach 18 Monaten konnten wir es wagen, in verkleinertem Kreis zwei der vielen Kasseler Museen zu besuchen.

Der Besuch in der Grimmwelt und der Neuen Galerie war nur in getrennten Gruppen zu je 10 Damen mit Maske und Einlasskontrollen möglich. Beide Museen waren erstaunlich leer, obwohl in Hessen noch Sommerferien waren.

In der Grimmwelt ist jedoch gefühlt jeder Quadratzentimeter mit Dingen ausgefüllt, besonders in der Abteilung der Familiengeschichte der Grimms und der wissenschaftlichen Arbeit von Jakob und Wilhelm Grimm als Germanisten und Sprachforscher.

Welch hoffnungsloses Unterfangen, ein Wörterbuch der Deutschen Sprache mit den damaligen Mitteln zu erstellen! Tausende von Zetteln mit Belegstellen wurden den Brüdern von einer Vielzahl von Helfern zugeschickt und säuberlich katalogisiert. Natürlich alles handschriftlich, auch die umfangreiche Korrespondenz verschlang den Inhalt eines großen Tintenfasses, dass in der Ausstellung eine Ahnung davon gibt. Kein Wunder, dass es bei es den beiden Buchstaben A bis F blieb in all den Jahren.

Daneben gab es aber noch das Projekt der Sammlung mündlich überlieferter Volksmärchen:

Mehrfach überarbeitet, teilweise „verniedlicht“ und mit christlicher Moral unterfüttert entstanden so die Kinder- und Hausmärchen. Bei den mündlichen Quellen handelte es sich zumeist um junge Damen aus dem Kasseler Bürgertum. Diese waren oft hugenottischer Herkunft, was die Verbindung mit der französischen Erzähltradition erklärt. Jedenfalls waren sie keine alten Bauersfrauen, auch wenn dies heute viele glauben1), auch die berühmte Viehmännin war keine hessische Bauersfrau.

Nach der Mittagspause im Garten des „Falada“ mit Sonnenschein und einer herrlichen Aussicht ging es anschließend in die Neue Galerie, nur 5 Minuten entfernt, allerdings mit einigen Treppenstufen. Hier war mehr Raum für die Exponate und für die Besucher.

An der Schönen Aussicht mit Blick über die Karlsaue gelegen, vereint die Neue Galerie die staatlichen und städtischen Kunstsammlungen und präsentiert als Haus der Moderne Gemälde, Skulpturen und neue Medien von 1800 bis zur Gegenwart.

Der Fokus liegt aktuell auf der Malerei des 19. Jahrhunderts, Bildern und Objekten der 1950er bis 1980er Jahre sowie auf Kunstwerken der vergangenen documenta-Ausstellungen.2)

Auch hier fehlte die persönliche Verweilzeit im Museum. Die Busfahrt nach Kassel und zurück beträgt über 4 Stunden, dazu 2 Stunden für Mittagspause und corona-konformes Einchecken – da blieben nur 2 x 2 Stunden pro Museum für diesen 10-Stunden-Ausflug.

Es bleibt für die zukünftige Organisation weiter Fahrten eine Zwickmühle, sich entscheiden zu müssen zwischen einem Programmpunkt mit intensiver Beschäftigung oder zwei verschiedenen Themen, die dann als Anregung und erster Eindruck ausreichen müssen.

Schön war es auf jeden Fall, und Kassel bedankte sich für unseren Besuch damit, dass es erst zu regnen begann, als der Bus starten wollte.

Quellenangaben:
1)http://www.maerchenatlas.de/personen/maerchensammler/maerchen-der-brueder-grimm/

2)https://museum-kassel.de/de/museen-schloesser-parks/neue-galerie

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19.08.2021
Dr. Elke Therre-Staal
Das Bild der bösen Frau in den
Märchen der Gebrüder Grimm

In den 200 Kinder- und Hausmärchen, gesammelt und überarbeitet von den Gebrüdern Grimm, kommen 50 Hexen vor, eingerechnet drei männliche Hexenmeister als Ausbilder der Hexen. Die Grimms haben die Märchen mehrfach überarbeitet, sie „kindgerecht“ gemacht und Grausamkeiten und sexuelle Andeutungen gestrichen oder abgemildert.

In der Realität des Mittelalters wurde die Volkshexe mit den Attributen „alt, hässlich, böse“ beschrieben. Sie galt als dämonisch, arbeitete mit magischen Kräften hatte kein Problem damit, böse zu sein. Die Motive für ihr zerstörerisches Wirken, ihre Verfolgung sowie ihre Bestrafung durch die bekannten Foltermethoden bis hin zum Feuertod in „Hänsel und Gretel“ wurden aufgezeigt.

Der Vortrag von Frau Dr. Elke Therre-Staal beschäftigte sich mit den Quellen dieser Beurteilung. Als analytische und tiefenpsychologisch orientierte Psychotherapeutin erklärte sie verdrängte Inhalte aus dem individuellen und dem kollektiven Unbewussten, also aus persönlichen Träumen und den Volksmärchen.

Eine weitere böse Frau in den Märchen ist die Stiefmutter, das Gegenbild der liebevollen, gütigen und sorgenden Mutter. Wegen der hohen Sterblichkeit im Kindbett war diese Konstellation Tochter/Stiefmutter sehr häufig. Deren Motive lagen in der Eifersucht: auf die Liebe des Vaters zu seiner Tochter, in der er das Abbild seiner verstorbenen geliebten Frau sehen konnte, auf die Schönheit und Jugend der Stieftochter. Über derartige Märchen, wie z.B. „Schneewittchen“ wurden Kinder durchaus dahingehend beeinflusst, in der zweiten Frau ihres Vaters per se eine böse Frau zu sehen.

Wilhelm Grimms Einstellung zu dem damaligen Rollenverständnis widersprechenden Frauen: sie sind hexenhaft und gefährlich. Dies zeigt sich in dem Traum von Wilhelm Grimm über Anette von Droste-Hülshoff.

Wer diesen Text und einiges mehr darüber erfahren will, dem empfiehlt es sich, auf folgender Internet-Seite zu stöbern:

https://www.esthergrau.de/?cat=1382&paged=4

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12.08.2021
Jutta Banken
Impressionen aus Mali

Unser Vereinsmitglied, Frau Jutta Banken, hat viele Reisen im In- und Ausland unternommen. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihr eine Reise durch Mali mit dem „Rotel“, einem speziellen Bus, der den Reisenden Transportmittel, Restaurant und Hotelzimmer in einem bietet.

Auf diese Weise konnten auch Orte erreicht werden, die jenseits der Touristen-Hotspots liegen. Allerdings wurden die Reisenden aber auch gründlich durchgeschüttelt auf den holprigen Pisten. Frau Banken berichtete über überraschende, erfreuliche aber auch bedrückende Begegnungen mit der heimischen Bevölkerung.

Bakuna Matata – Es gibt keine Probleme: diese Antwort erhielt Sie häufiger, dabei hat Sie jede Menge Probleme gesehen: die Armut, die Schwerarbeit der Frauen, die hygienischen Zustände, die unerträgliche Hitze – alles kein Problem?

Hirsestampfen, Wäsche waschen, Reisig sammeln, Brotfladen backen … es stellte sich die Frage, was die Männer machen würden den lieben langen Tag. Sie waren im Alltag der Dörfer kaum zu sehen. Andererseits zeigte der Stamm der Dogon einen atemberaubenden Stelzentanz mit schweren Masken und die Männer tanzten sich über Stunden in Trance. Vielleicht war das ihr Beitrag zum Gemeinschaftsleben: die Götter oder die Ahnen zu besänftigen.

Die Reisenden konnten kaum widerstehen, traditionelle Masken und Kalebassen zu kaufen, die vermutlich in den entlegenen Dörfern selbst hergestellt wurden im Gegensatz zu den Industrieprodukten, die auf den Souvenir-Märkten in der Hauptstadt Bamako in Massen angeboten wurden.

Bei Ihrer Heimkehr war es fast ein Kultur-Schock: der saubere, kühle Frankfurter Flughafen mit allen erdenklichen Serviceleistungen war eine andere Welt.

Inzwischen ist der zentralafrikanische Staat ein Kriegs- und Krisengebiet, in dem sich die Lage der Bevölkerung noch einmal drastisch verschlechtert hat. Besonders Frauen waren und sind in Mali die Leidtragenden.

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05.08.2021
Ramona Thiede-Seyderhelm
Gold, Silber und Elfenbein in der Kunst 

Der Schwerpunkt des Vortrags der Kunsthistorikerin und Archäologin Ramona Thiede-Seyderhelm lag auf dem Material „Elfenbein“ und ausgewählten Kunstwerken aus der Sammlung Winter im Frankfurter Liebieghaus.

Elfenbein besteht aus Zähnen von Mammut, Nashorn und Elefant und war ein wertvoller und hochgeschätzter Werkstoff. Dieses Material erlaubt wie kein anderes Material mit seiner elastischen Konsistenz außergewöhnlich feine Schnitzereien in einem warmen Farbton. Mit seiner seidigen Glätte und makellosen Ausstrahlung erfüllte es die höchsten Ansprüche adeliger Sammler von virtuos gestalteten Kunstwerken für die Naturalienkabinette vor allem im Barock und Rokoko.

Erst in der starken Vergrößerung der Fotografien konnte man die vielen Details erkennen, da die aus einem Horn geschnitzten Skulpturen naturgemäß relativ klein sind. Verblüffend ist die phantastische Dreidimensionalität, die nur von wahren Meistern der Elfenbeinschnitzerei geschaffen werden konnten. Nicht jeder Künstler ist namentlich bekannt.

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29.07.2021
Prof.  Helmut Gebelein
Justus von Liebig
vom Schulabbrecher zum Professor

Die Gießener Universität trägt Liebigs Namen. Der schon mit 21 Jahren zum außerordentlichen Professor Ernannte wirkte dort 28 Jahre lang, bevor er 1852 nach München wechselte.

Was wie eine konsequente Erfolgsgeschichte anmutet, hatte jedoch auch in seiner Zeit erstaunliche Ungereimtheiten: er beendete seine Schulkarriere ohne Abschluss mit 14 Jahren, nannte als Berufswunsch Chemiker, begann eine Ausbildung in einer Apotheke und beendete sie nach einigen Monaten mit der Begründung, jetzt alles gelernt zu haben, was ein Apotheker bräuchte.

Mehrfach gab es Förderer, die seine Begabung erkannten und ihn unterstützten – mit Erfolg: Liebigs Erkenntnisse in Chemie, Ernährung und Landwirtschaft revolutionierten die Naturwissenschaft seiner Zeit.

Herr Professor Gebelein hatte „Knallerbsen“ mitgebracht – und zu unserer Freude auch vorgeführt, von denen schon der kleine Justus auf Jahrmärkten sehr beeindruckt war. Die angedachte Verköstigung von „Liebigs Fleischextrakt“ musste leider wegen der geltenden Hygieneregeln entfallen.

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22.07.2021
Prof. Peter Schubert
Leonardo da Vinci –
fragmentarischer Versuch zu seiner Malerei und Zeichnung

Leonardo da Vinci Leonardo, Michelangelo und Raffael sind die drei Genies, die die Hochrenaissance einleiteten, die Kunst revolutionierten und aus der Erstarrung des Mittelalters erlösten.

Prof. Peter Schubert beschränkte sich in seinem Vortrag über Leonardo da Vinci auf Malerei und Zeichnung Leonardos, weil seine Werkbiografie darin ihre Wurzeln hat. Beide künstlerische Betätigungen verstand er als von Augen und Hand bestimmte geistige, ja wissenschaftliche Tätigkeiten, die ihn zugleich befähigten, beobachtend, gestaltend und theoretisierend die Grenzen des rein Künstlerischen zu überschreiten und damit zugleich Kunst und sichtbare Welt als eine Einheit in Schönheit kenntlich zu machen.

Diese umfassende Sichtweise legte Herr Professor Schubert umfassend und in Abstimmung mit ausgewählten Arbeiten dar. Natürlich durfte die Mona Lisa nicht fehlen, aber mindestens genauso beeindruckend sind die Detailstudien, Skizzen und Zeichnungen.

Obwohl reiche Auftraggeber bedeutende Werke ermöglichten, konnte mancher große Plan nicht verwirklicht werden – aus wirtschaftlichen Gründen. Das riesige Reiterdenkmal wurde niemals gegossen, da Ludovico Sforza die dafür reservierte Bronze für Kanonen gegen die Franzosen benötigte.

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15.07.2021
Dietlind Stürz
Lotte Laserstein

Das Werk von Lotte Laserstein (1898 – 1993) der Berliner Jahre zwischen 1928 und 1937 wird gemeinhin der Neuen Sachlichkeit zugeordnet.

Doch bei Lotte Lasersteins Bildern gibt es wenig Gesellschaftskritik, keine bissigen Kommentare zum aktuellen Geschehen auf den Straßen der Großstadt wie bei Otto Dix oder George Grosz. Vielmehr wendet sich die Künstlerin dem Bild der „Neuen Frau“ zu und zeigt diese selbstbewusst im gesellschaftlichen Wandel eines neuen Frauen-Rollenverständnisses.

Ihre Selbstportraits zeigen sie mehrfach mit ihrer Freundin Traute Rose als Model, außergewöhnlich und skandalös war vor allem das Aktbild im Stil der „schlafenden Venus“. Ungewöhnlich war auch der Hintergrund vieler Bilder: ein Blick aus dem Atelierfenster auf ein detailreiches Stadtbild. In Anbetracht der meist kleinen Formate ihrer Bilder war dies besonders beeindruckend.

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08.07.2021
Sommerliches Beisammensein auf dem Schiffenberg

Nicht ganz so sommerlich wie angekündigt war unser diesjähriges Treffen. Das Wetter hat es gerade noch so einigermaßen möglich gemacht, dass wir im Innenhof des Kloster Schiffenberg zu Kaffee und Kuchen nach der langen Zeit wieder zu lockeren Gesprächen zusammenfinden konnten.

Vielleicht war es aufgrund der Unwetterwarnungen und der vorhandenen Corona-Bedrohung bei nur 18 Teilnehmerinnen geblieben. Das große Unwetter blieb aus, als die ersten Regentropfen fielen war der Kuchen schon fast aufgegessen und wir konnten den zweiten Programmpunkt angehen:

Frau Bock hatte sich vorbereitet und uns in der nur für uns geöffneten Basilika wesentliche Informationen über das Gebäude und seine Geschichte gegeben. Den Weg zum Auto mussten wir allerdings im strömenden Regen zurücklegen.

Einhellige Meinung: Es war schön und man müsste noch einmal zu einer öffentlichen Führung mit Herrn Meilinger zusammen kommen. Das können wir gerne machen, aber für das Wetter kann ich nicht garantieren!

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01.07.2021
Ulrike Kuschel
Max Ernst und seine Frauen

Max Ernst hatte eine Vielzahl von Beziehungen zu mehreren eigenständigen Frauen. Im Mittelpunkt des Vortrags stand aber nicht der Künstler Max Ernst sondern die vorgestellten Frauen. Alle gehören den Avantgarde-Bewegungen von Dada und Surrealismus an – starke Frauen, die nicht verschiedener sein könnten.

Max Ernst war mit vier seiner Lebensgefährtinnen verheiratet – zusätzlich führte er mehrere „wilde Ehen“ und kurze Affären. 

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