Archiv 2021

Und damit endete unser Programm 2021 – Corona zwang uns erneut zu einer langen Winterpause.

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18.11.2021
Ulrike Kuschel
Christo und Jeanne-Claude – Die beiden Verpackungskünstler

Auf Frau Kuschel ist Verlass – anstelle der wegen Corona auf Briefwahl umgestellten Mitgliederversammlung sprang sie ein und hielt ihren Vortrag aus der Reihe der „Künstlerpaare“, in der sie zu Beginn des Semesters Max Ernst und seine Frauen vorgestellt hatte.

Warum „Künstlerpaar“? Brachte nicht Christo seine künstlerischen Fähigkeiten in seine Arbeiten ein und Jeanne-Claude ihr organisatorisches Talent?  Diesen Eindruck  erweckten sie zumindest in der Öffentlichkeit,  weil sie sich nach außen damit stärker fühlten. 1995 verriet Christo jedoch, dass es nie eine Trennung gegeben hatte, alles machten sie zusammen, sogar Ideen für ihre gemeinsamen Projekte.

Sie nahmen keine Aufträge an, entwarfen ihre Projekte gemeinsam und setzten sie unabhängig um. Finanziert wurden sie ausschließlich aus eigenen Mitteln wie dem Verkauf von Zeichnungen aus den Entwurfsphasen und davon gefertigter Drucke, den Rechten an Fotos oder dem  Verkauf von kleinen Quadraten der verwendeten Verpackungsmaterialien.

Jeanne-Claude starb am 18. November 2009, “The Floating Piers” war das erste Projekt, das Christo alleine vollendete.

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11.11.2021
Marcus Kiefer
Hein Heckroth – Bruchstücke einer Biographie

Anlässlich des 120. Geburtstags von Hein Heckroth stellte Dr. Marcus Kiefer den bis vor kurzem  den meisten nicht bekannten Künstler vor, der in Gießen geboren wurde, hier die Volksschule besuchte und eine Lehre als Buch-drucker und Schriftsetzer begann. In Frankfurt und Hanau setzte er seine Ausbildung als Kunstmaler fort, bevor er als Bühnenbildner nach Essen und dann Münster wechselte. Als solcher  führten den inzwischen renommierten Bühnenbildner    Gastengagements in verschiedene deutsche Städte.

Als am Vorabend der NS-Diktatur  als Höhepunkt seiner  Karriere die Berufung auf eine Professur für Bühnenbild ausgesprochen wurde unter der Voraussetzug, dass er sich von seiner jüdischen Ehefrau trennen müsse,  verzichtete er, was ein baldiges Mal- und Lehrverbot bedeutete. Es folgten die Flucht nach Frankreich und schließlich England, Internierung als Ausländer aus einem Feindstaat, Deportation nach Australien in ein Internierungslager und nach kurzer Zeit Rückkehr nach England, nachdem sich namhafte  Personen des Kulturlebens für ihn eingesetzt hatten.

In den 40-er Jahren begann eine neue Lebens- und Schaffensphase Hein Heckroths als verantwortlicher Produktionsdesighner und Köstüm-bildner, die mit der Oskar-Verleihung für den Ballettfilm „The  Red Shoes“ in der Kategorie „Best Art Direction (Color)“ ausgezeichnet wurde. 1956 kehrte das Ehepaar an die Städtischen Bühnen in Frankfurt zurück, wohin Hein Heckroth als Ausstattungsleiter berufen wurde, er arbeitete ebenso  als Szenenbildner für zahlreiche Filmproduktionen, als Ausstatter für das neue Medium Fernsehen und als Maler.

Er hatte nie ein Engagement in seiner Heimatstadt, aber durch die 2001 erfolgte Gründung der Hein-Heckroth-Gesellschaft und dem von ihr  zweijährig vergebenen Hein-Heckroth-Bühnenbildpreis  wurde Gießen zum wichtigen Erinnerungsort für den Künstler. Seine Bronzebüste von Detlef Kraft wurde 2007 im Park des Stadttheaters aufgestellt.

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04.11.2021
Jutta Hendel
Hommage an Ludwig van Beethoven

Corona stellte Frau Hendel, Frau Sekula und alle Vereinsmitglieder auf eine harte Probe. Schon lange war der Vortrag geplant, Frau Hendel  hatte sich intensiv vorbereitet und immer wieder musste der Nachmittag verschoben werden. Endlich – am 4. November – konnte er stattfinden!

In der Ankündigung hieß es zu Beethoven: „Seine Biographie war geprägt von den Wirren der Französischen Revolution und ihren umwälzenden Nachwehen. Sein rheinisches Naturell sowie außergewöhnliche Schicksalschläge machten aus ihm einen musikbegnadeten Rüpel. Aber in seinen Werken kommen individuelle Empfindungen und der Ruf nach Freiheit zum Ausdruck wie bei keinem Komponisten vor ihm.“

Ein Versuch, diesem exzellenten Vortrag  in einer Rückschau gerecht zu werden, muss scheitern und soll an dieser Stelle gar nicht erst gewagt werden. Es war die Fülle der Details, die Betrachtungen des Schicksals und der Vita dieses Ausnahmekünstlers aus verschiedenen Blickwinkeln, alles vorgetragen in feinster Sprache, die den Zuhörerinnen einen ganzheitlichen Eindruck des Menschen Beethoven vermittelte.

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28.10.2021
Hans Sarkovicz
Der fremde Ferdinand – der dritte Bruder Grimm

Die Gebrüder Grimm, das sind die bekannten Sprachforscher, Märchensammler und Wörterbuchautoren Wilhelm und Jacob, deren Arbeit wir in der Grimmwelt in Kassel kennenlernen konnten. Es gab  aber noch  Carl, der nach seiner Lehre als Kaufmann kaum noch Kontakte zu seiner Familie hielt, den begabten  Maler Emil Ludwig, Schwester Charlotte, die bereits als 15jährige nach dem Tod der Mutter die Haushaltsführung übernehmen musste und   Ferdinand, der vom Schreiben leben wollte.

 Nach dem Tod der Mutter lebten alle Geschwister außer Carl  in einer gemeinschaftlichen Wohnung in Kassel zusammen, was schnell zu erheblichen Konflikten führte. Jacob und Wilhelm hielten Lotte und Ferdinand für ein faules, freches und nutzloses Paar.

Für den Lebensunterhalt der Familie sorgte Jacob als Privatbibliothekar des Königs. Zudem arbeiteten Jacob und Wilhelm mit an Schlussarbeiten zu Des Knaben Wunderhorn, dessen Herausgeber Achim von Arnim und Clemens Brentano waren und beteiligten ihre Brüder  mit Kopier- und Illustrationsarbeiten. Ferdinand  half beim Sammeln von Sagen und trug zu den Kinder- und Hausmärchen mindestens zwei Texte bei. Dafür dankten ihm seine Brüder in ihrem ersten Band ihrer Deutschen Sagen.

Im Gegensatz zu  seinen Brüdern, denen die Märchen zugetragen wurden, ließ sich Ferdinand auf seinen Wanderungen Märchen und Sagen dort erzählen, wo sie entstanden waren. 1830 erschien unter dem Pseudonym Lothar seine erste Sagensammlung „Volkssagen und Märchen der Deutschen und Ausländer“ und  1838  als Philipp von Steinau die „Volkssagen der Deutschen“ .

Zum Bruch mit der Familie kam es Weihnachten 1810, als Ferdinand in großer Inszenierung seine Homosexualität öffentlich machte und endgültig 1835, als in der Mitternachtszeitung für gebildete Stände in fünf Fortsetzungen seine Erzählung Tante Henriette erschien, in der sich die Schwägerin und die  Brüder Wilhelm und Jacob erkennen mussten.

Ferdinand Grimm starb verarmt und unter elenden Umständen am 6. Januar 1845, posthum erschienen  noch die von Freunden herausgegebenen Burg- und Bergmärchen.

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21.10.2021
Susanne Ließegang
Kunst im Uniklinikum Gießen

Eine  große blaue Kugel, an einem Drahtseil schwebend über dem Weg zur Chirurgie,  geschaffen 1996 von Nikolaus Koliusis, wurde  zum Wahrzeichen des Universitätsklinikums Gießen. Auf die Frage nach ihrer Bedeutung antwortete der Künstler, die Farbe Blau habe in seinem Gesamtwerk eine wichtige Bedeutung, „weil das Blau des Himmels für alle Menschen auf der Welt gleich ist. Das eint uns. Wir sind der blaue Planet.“

Aus einer vordergründigen Sicht  gesehen bringen  Kunstwerke  eine optische Orientierung in den immer gleichen endlosen Gängen der zweckorientierten Gebäude. Der Grundgedanke der Kunst-Projekte aber ist das Vereinen. Gegensätze zwischen Mensch und Maschine, Arzt und Patient, Kranken und Gesunden sollen zumindest annähernd überbrückt werden. Vielleicht hilft das eine oder andere Werk, die bedrückende Atmosphäre einer Klinik in einer teilweise existenzbedrohlichen Situation  abzumildern.

Frau Dr. Ließegang stellte in ihrem Vortrag einzelne Ausstellungen vor, darunter eine Foto-Ausstellung des syrischen Fotografen Mohamad Osman über  mit-arbeitende Menschen im Uniklinikum, die 270 Berufe und 33 Nationen umfassen. Die dabei fotografierten  Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden unter dem Motto Zeig mir deinen Arbeitsort in einer von ihnen selbst gewählten Situation dargestellt.

In Ihrem Forschungsbericht, den Frau  Ließegang zusammen mit Nikolaus Koliusis 2001 veröffentlichte, schrieb sie dazu: „Die Ausstellung selbst ist mit großer Aufmerksamkeit von den Mitarbeiter:innen aufgenommen worden: Endlich sieht uns jemand, sieht jemand mich war das Thema. In Gesprächen zeigte sich, wie sehr eine mangelnde Wertschätzung des Einzelnen oder einer Berufsgruppe zur Eigenwahrnehmung vieler Mitarbeiter:innen gehört. Das Fotoprojekt hat im Prozess des Entstehens Wertschätzung erzeugt und zugleich den Mangel an Wertschätzung zum Gesprächsthema gemacht.“ (Was macht die Kunst im Klinikum, Forschungsbericht 2021, S. 83)

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14.10.2021
Monika Keichel
Kronprinz und Rebell – Leben und Sterben des Erzherzogs Rudolf von Österreich

Ein zerbrochenes Leben – so nannte  Monika Keichel das Schicksal des Kronprinzen von Österreich und Ungarn, der im Alter von 30 Jahren seine 16jährige Geliebte und sich selbst erschoss.

Schon am Tag nach seiner Geburt  wurde der einzige Sohn von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth vom stolzen Vater zum Inhaber eines Infanterieregiments erklärt, mit zwei Jahren trug Rudolf erstmals Uniform, seine Erziehung wurde einem hochrangigen Armeeoffizier übertragen, dessen Erziehungs-methoden nahezu an Sadismus grenzten. So ließ er das Kind stundenlang bei jedem Wetter  exerzieren oder weckte es mit Schüssen mitten in der Nacht.

Kaiserin Elisabeth war in den ersten Lebensjahren ihres Sohnes meistens vom Hof abwesend, aber als sie ihn bei ihrer Rückkehr als nervliches und körperlich zerrüttetes Wrack vorfand, setzte sie eine völlige Umstellung  in der Erziehung durch. Dem neuen Erzieher Joseph Graf Latour  von Thurmburg gelang es bald, eine auf Vertrauen beruhende Beziehung  aufzubauen. Im Mittelpunkt der Ausbildung sollten jetzt Wissenschaft und Allgemeinbildung stehen.

Seine Ausbildung  machte den Kronprinzen  zu einem liberal denkenden, offenen Geist. Er veröffentlichte u. a. wissenschaftliche Abhandlungen  auf dem Gebiet der Vogelkunde,  war Herausgeber  der 24-bändigen  Reihe „Österreich-Ungarn in Wort und Bild“, bekannt  als „Kronprinzenwerk“ und schrieb selbst darin mit. Seine äußerst liberalen politischen Ansichten aber musste er unter Pseudonym  in den Zeitungen veröffentlichen.

Schließlich führten seine hoffnungslose Situation bei Hof, wo er sein Einverständnis mit dem Vater vorttäuschen musste und sein immer schlechter werdender Gesundheitszustand  zum frühen Freitod, offiziell war er politischen Meuchelmördern zum Opfer gefallen.

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Bericht der Gießener Allgemeinen vom 7. Oktober
zur Vorstandswahl 2021 bei Frau und Kultur:

Eine Präsenzveranstaltung zur Wahl des neuen Vorstands erwies sich wegen der Corona-Epidemie als nicht durchführbar, daher machte der Verband von der Möglichkeit einer Briefwahl Gebrauch.

Zeitungsbericht  der Gießener Allgemeinen vom 7. Oktober 2021

Petra Panther, Roswitha  Bottler und Eva-Maria Grenzebach bei der Auswertung der Stimmen am 22. September im Garten von Familie Sekula


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07.10.2021
Hans F. Wolf
Weimar – Am Musenhof der Anna Amalia

beginnt die deutsche Klassik

Herzogin Anna Amalia wurde im Oktober 1739 als braunschweigische Prinzessin im Schloss Wolfenbüttel geboren. Sie erhielt wie alle Kinder des Herzogs am Braunschweiger Hof eine vielfältige und gründliche Ausbildung, was für die damalige Zeit nicht an jedem Herzoghof üblich war und sie erlebte ein ausgeprägtes kulturelles Leben.

Als 16-jährige wurde sie mit dem kränkelnden 18-jährigen Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach vermählt, um die Erbfolge seines Hauses zu sichern. Der ersehnte Erbprinz Carl August kam bereits im Jahr nach der Hochzeit zur Welt, der zweite Sohn Constantin 1 Jahr später nach dem Tod  Ernst Augusts. Der Herzog  hatte in einem Testamentzusatz  seine Ehefrau Anna Amalia zur alleinigen Vormünderin  des Erbprinzen erklärt. Die 18-jährige Anna Amalia war somit zweifache Mutter, Witwe, Obervormünderin  und  Regentin.

Ihre Regentschaft galt als durchaus klug und  erfolgreich, Basis dafür waren ihre Erziehung, ihre Intelligenz  und ihr Durchsetzungsvermögen.

Für ihre Söhne holte sie 1772 den Philosophieprofessor und Dichter Christoph Martin Wieland als Erzieher nach Weimar. Wieland, der mit der „Geschichte des Agathon“ den berühmtesten Roman seiner Zeit veröffentlicht hatte, zog weitere Dichter an, 1775 kam Johann Wolfgang von Goethe nach Weimar, ab 1776 war Gottfried Herder als Pastor in der Stadtkirche tätig.

Seit dem Schlossbrand 1774 führte Anna Amalia eine separate Hofhaltung im Wittumspalais und nach dem Rücktritt von der Regentschaft konnte sie sich ihren Interessen im Bereich der Literatur, Kunst und Musik widmen. Ihr Palais wurde nun zu einem der Mittelpunkte Weimars.  Hierhin lud sie Wieland, Goethe, Herder und andere Dichter, Künstler und Gelehrte zur „Tafelrunde“ ein, im Theatersaal des Hauses fanden Aufführungen des Liebhabertheaters statt.

Über Anna Amalias Musenhof schrieb Wieland: „Eine Anstalt zur Beförderung der Fröhlichkeit und guten Laune, wo geklimpert, gegeigt , geblasen und gepfiffen wurde, dass die Engel im Himmel ihren Spaß daran hatten.“ Ihre Stellung im gesellschaftlichen Leben in Weimar verlor sie jedoch ab 1790 an den Hof des regierenden Fürstenpaares.  Dort dominierte Goethes und Schillers Klassizismus-Konzept.

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30.09.2021
Gunilla Rising Hintz
Hexenverfolgung in Schweden im 17. Jahrhundert

Hexenverfolgung war im Mittelalter und der beginnenden Neuzeit in ganz Europa verbreitet. Meist waren es Frauen, die wegen Zauberei, Verbindungen zum Teufel, Teilnahme am Hexensabbat oder Mord durch Gift und Zauberei angeklagt wurden.

Frau Gunilla Rising Hintz stellte in ihrem Vortrag die wegen ihres Ausmaßes über Schweden hinaus bekannte Hexenverfolgung  von Mora in den Jahren 1668-1676 vor. Ausgangspunkt der dann entstehenden Hysterie war die Behauptung man habe gesehen, wie Märet Jonsdotter  Kinder entführt und sie zum Teufel gebracht hätte. Auch  bettelnde Kinder sagten aus und behaupteten sie seien selbst entführt worden und erhielten als Gegenleistung für die gewünschten Falschaussagen ein Essen.

In Panik versetzte Eltern und die Möglichkeit für Beschuldigte mildernde Umstände zu bekommen, indem sie weitere Hexen anklagten, führten zu einer Art Massenhysterie.

In ganz Schweden wurden in diesem Zeitraum etwa 300 Menschen hingerichtet und weitere hunderte zu leichteren Strafen verurteilt .

Erst nachdem man 1676 erkannte, dass die Zeugen nicht unbedingt die Wahrheit sprachen, nahmen die Hexenprozesse langsam ab. 1779 wurde es vom Gesetz her verboten Menschen wegen Hexerei zu verfolgen und zu verurteilen.

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30.09.2021 
Tagesfahrt nach Grünberg

Grünberg wurde im 12. Jh. an dem wichtigen Handelsweg  von Frankfurt nach Mitteldeutschland gegründet. Es befand sich auf einem strategisch sehr günstigen Plateau, das nach drei Seiten steil abfiel.

Die Burg lag innerhalb der Stadtmauern. Im sonst   ungeschützten Norden entstand ein Kloster und kein Angreifer konnte es wagen, den dann unweigerlich folgenden Kirchenbann auf sich zu ziehen.

Die Antoniter waren ein Hospitalorden der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die von der im Mittelalter weit verbreiteten Kribbelkrankheit  Befallenen zu pflegen und zu heilen. Dieses „Antoniusfeuer“ wurde verursacht durch den Verzehr von Getreide, welches mit Mutterkorn verunreinigt war.

Unser Spaziergang führte durch die seit 1969 umfassend sanierte Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern. Bei einem  letzten Halt am höchsten Punkt der Stadt konnten wir entscheiden, ob jemand den Aufstieg des 25 m hohen Diebsturm in der ehemaligen Stadtmauer wagen wollte. Er ist das Wahrzeichen der Stadt mit dem berühmten Grünberger Reiter auf dem Kupferdach.

In der individuellen Mittagspause fiel die Auswahl schwer – rund um den Marktplatz gab es unterschiedliche Möglichkeiten der Versorgung und Entspannung. Einige Damen holten sich den Schlüssel zum Diebsturm in der Eisdiele ab und wagten den Aufstieg. Die Aussicht lohnte die Mühe!

Nach einem kurzen Spaziergang erreichten wir das „Museum im Spital“, ein 2007 gegründetes ethnologisches Museum. Es ist in einem ehemaligen Augustinerinnen-kloster untergebracht, dessen Fachwerkbau aus dem 15. Jh. um einen Glasvorbau ergänzt wurde, um einen barrierefreien Zugang zu den Ausstellungsräumen zu ermöglichen.

Das Museum befasst sich auf der unteren Ebene mit der Geschichte Grünbergs von der Stadtgründung an. Besonders interessant und unerwartet aber war die Präsentation im oberen Stockwerk, das eine Ausstellung zum Leben und Werk ihres berühmtesten Bürgers, des Ethnologen Theodor Koch-Grünberg zeigt.  Zu sehen sind Stücke aus der Sammlung des Forschungsreisenden und Wissenschaftlers (1872-1924), der Anfang des 20. Jahrhunderts mehrere Reisen nach Südamerika unternahm, bis er 1924 auf seiner 4. Reise starb.

Den Tagesabschluss bildete ein Spaziergang durch das idyllische Brunnental. Bereits im Jahr 1419 wurde durch die Installation einer Pumpanlage, die das Quellwasser aus dem Tal 60 m nach oben in die Stadt förderte, eine zentrale Wasserversorgung errichtet. Damit ist die „Grünberger Wasserkunst“ eine der ältesten wassertechnischen Anlagen in Deutschland.   

 

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16.09.2021
Prof. Klaus Dieter Böhm
„Natürliche Intelligenz –
oder wie tickt das menschliche Gehirn“

Im Mittelpunkt des Vortrags stand die natürliche Intelligenz und die Frage, wie unser Gehirn es schafft, so viele Dinge parallel zu erledigen. Alle unsere Sinne müssen zusammenarbeiten, um überhaupt „den kleinen Finger krumm zu machen“, geschweige denn komplexe abstrakte Probleme zu lösen. Das Zusammenspiel von elektrischen Signalen und chemischen Prozessen löst bekannte Handlungen routinemäßig aus – aber woher kommt die Kreativität, neues zu entdecken und neue Lösungen zu finden?

Details über das Informationssystem der Nervenzellen und ihren Verbindungen sollte man unbedingt bei Interesse nachlesen. Bei dem Vortrag waren viele Details zu erfassen und zusammenzufügen – gleichzeitig Hören, Erfassen und Verstehen bedurften großer Konzentration.

Der Vorteil der künstlichen Intelligenz, also dem Computer, liegt in der Verarbeitung großer Datenmengen und schnellen Arbeitsergebnissen aufgrund programmierter Algorithmen, und kann somit – zumindest in der heutigen Zeit – nur als Helfer des menschlichen Gehirns gelten.

Wir wären nicht Frau und Kultur, wenn wir nicht auch in diesem Bereich auf außergewöhnliche Frauen aufmerksam machen würden:

Die Gräfin Ada Lovelace war 1843, also vor 180 Jahren, die erste Person, die einen für einen Computer gedachten Algorithmus niederschrieb (Berechnung von Bernoulli-Zahlen). Deshalb gilt sie als erste Programmiererin der Geschichte. (Quelle: Wikipedia)

Sie erkannte intuitiv das Potential von Algorithmen über die Anwendung in reinen Rechenmaschinen hinaus, verfügte so über die Vorstellung einer „Software“, für die aber die „Hardware“ zu ihrer Zeit noch nicht erfunden war.

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09.09.2021
Suzanne Bohn
George Sand

Obwohl aristokratischer Herkunft, wird Amantine Aurore Lucile Dupin de Francueil bei dem Kampf um die Demokratie in den ersten Reihen dabei sein und die Flagge der Gerechtigkeit, der Brüderlichkeit, vor allem aber der Freiheit kräftig mitschwenken. Es gelingt ihr unter dem männlichen Decknamen George Sand in die Geschichte als die Galionsfigur der weiblichen Emanzipation in Frankreich einzugehen.

Frau Bohn machte jedoch auch klar, dass diese Berühmtheit eigentlich anderen Frauen gehören sollte, die zeitgleich für die Befreiung der Frauen kämpften und diesen Kampf unter erheblich größeren Schwierigkeiten führen mussten, aber nahezu vergessen sind.

Berühmt-berüchtigt war sie, die geschiedene Mutter von zwei Kindern. Sie war eine aktive berufstätige Frau, allein erziehend, konnte sich und ihre Kinder von ihrer Feder ernähren. Sie war politisch engagiert, verwaltete umsichtig ihr Gut und Erbe, reiste viel und gern. Sie rauchte, trug Hosen, hatte eine Menge Liebhaber, die – bis auf eine Ausnahme – jünger waren als sie und meist etwas feminin und von schwacher Gesundheit. Sie bemutterte sie – oder sollte man sagen: sie dominierte und beherrschte sie?

Das galt auch für Frédéric Chopin, mit dem sie am längsten (neun Jahre) zusammen lebte. Es war ein schwieriges Verhältnis. Details hierzu finden Sie unter:

http://www.chopin-musik.com/chopin_und_george_sand.php

Wie immer war der Vortrag von Frau Bohn geprägt von Detailwissen und ihrer lebhaften und humorvollen Schilderung dieser außergewöhnlichen Frau.

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02.09.2021
Oda Peter
Rembrandt – ein Meister auf der Suche

Rembrandts Name ist eng mit dem Goldenen Zeitalter, der einzigartigen Blütezeit Hollands im 17. Jahrhundert, verbunden.

Er wurde der am meisten gefeierte Künstler der zur führenden See- und Handelsmacht aufstrebenden jungen Nation. Dennoch litt er unter finanziellen Problemen und ging 1656 in Konkurs.

Sein Gesamtwerk umfasst vor allem Porträts, Historienbilder, Gruppenbilder und Landschaften. Er fand immer wieder Motive, die bis dahin nicht künstlerisch bearbeitet worden waren oder suchte nach neuen Darstellungsmöglichkeiten traditioneller Themen.

Der geplante Besuch der Rembrandt-Ausstellung am 25. November 2021 ergänzt diesen Vortrag.

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26.08.2021
Tagesfahrt nach Kassel

Unsere letzte gemeinsame Tagesfahrt war am 27. Februar 2020 nach Wiesbaden. Nach 18 Monaten konnten wir es wagen, in verkleinertem Kreis zwei der vielen Kasseler Museen zu besuchen.

Der Besuch in der Grimmwelt und der Neuen Galerie war nur in getrennten Gruppen zu je 10 Damen mit Maske und Einlasskontrollen möglich. Beide Museen waren erstaunlich leer, obwohl in Hessen noch Sommerferien waren.

In der Grimmwelt ist jedoch gefühlt jeder Quadratzentimeter mit Dingen ausgefüllt, besonders in der Abteilung der Familiengeschichte der Grimms und der wissenschaftlichen Arbeit von Jakob und Wilhelm Grimm als Germanisten und Sprachforscher.

Welch hoffnungsloses Unterfangen, ein Wörterbuch der Deutschen Sprache mit den damaligen Mitteln zu erstellen! Tausende von Zetteln mit Belegstellen wurden den Brüdern von einer Vielzahl von Helfern zugeschickt und säuberlich katalogisiert. Natürlich alles handschriftlich, auch die umfangreiche Korrespondenz verschlang den Inhalt eines großen Tintenfasses, dass in der Ausstellung eine Ahnung davon gibt. Kein Wunder, dass es bei es den beiden Buchstaben A bis F blieb in all den Jahren.

Daneben gab es aber noch das Projekt der Sammlung mündlich überlieferter Volksmärchen:

Mehrfach überarbeitet, teilweise „verniedlicht“ und mit christlicher Moral unterfüttert entstanden so die Kinder- und Hausmärchen. Bei den mündlichen Quellen handelte es sich zumeist um junge Damen aus dem Kasseler Bürgertum. Diese waren oft hugenottischer Herkunft, was die Verbindung mit der französischen Erzähltradition erklärt. Jedenfalls waren sie keine alten Bauersfrauen, auch wenn dies heute viele glauben1), auch die berühmte Viehmännin war keine hessische Bauersfrau.

Nach der Mittagspause im Garten des „Falada“ mit Sonnenschein und einer herrlichen Aussicht ging es anschließend in die Neue Galerie, nur 5 Minuten entfernt, allerdings mit einigen Treppenstufen. Hier war mehr Raum für die Exponate und für die Besucher.

An der Schönen Aussicht mit Blick über die Karlsaue gelegen, vereint die Neue Galerie die staatlichen und städtischen Kunstsammlungen und präsentiert als Haus der Moderne Gemälde, Skulpturen und neue Medien von 1800 bis zur Gegenwart.

Der Fokus liegt aktuell auf der Malerei des 19. Jahrhunderts, Bildern und Objekten der 1950er bis 1980er Jahre sowie auf Kunstwerken der vergangenen documenta-Ausstellungen.2)

Auch hier fehlte die persönliche Verweilzeit im Museum. Die Busfahrt nach Kassel und zurück beträgt über 4 Stunden, dazu 2 Stunden für Mittagspause und corona-konformes Einchecken – da blieben nur 2 x 2 Stunden pro Museum für diesen 10-Stunden-Ausflug.

Es bleibt für die zukünftige Organisation weiter Fahrten eine Zwickmühle, sich entscheiden zu müssen zwischen einem Programmpunkt mit intensiver Beschäftigung oder zwei verschiedenen Themen, die dann als Anregung und erster Eindruck ausreichen müssen.

Schön war es auf jeden Fall, und Kassel bedankte sich für unseren Besuch damit, dass es erst zu regnen begann, als der Bus starten wollte.

Quellenangaben:
1)http://www.maerchenatlas.de/personen/maerchensammler/maerchen-der-brueder-grimm/

2)https://museum-kassel.de/de/museen-schloesser-parks/neue-galerie

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19.08.2021
Dr. Elke Therre-Staal
Das Bild der bösen Frau in den
Märchen der Gebrüder Grimm

In den 200 Kinder- und Hausmärchen, gesammelt und überarbeitet von den Gebrüdern Grimm, kommen 50 Hexen vor, eingerechnet drei männliche Hexenmeister als Ausbilder der Hexen. Die Grimms haben die Märchen mehrfach überarbeitet, sie „kindgerecht“ gemacht und Grausamkeiten und sexuelle Andeutungen gestrichen oder abgemildert.

In der Realität des Mittelalters wurde die Volkshexe mit den Attributen „alt, hässlich, böse“ beschrieben. Sie galt als dämonisch, arbeitete mit magischen Kräften hatte kein Problem damit, böse zu sein. Die Motive für ihr zerstörerisches Wirken, ihre Verfolgung sowie ihre Bestrafung durch die bekannten Foltermethoden bis hin zum Feuertod in „Hänsel und Gretel“ wurden aufgezeigt.

Der Vortrag von Frau Dr. Elke Therre-Staal beschäftigte sich mit den Quellen dieser Beurteilung. Als analytische und tiefenpsychologisch orientierte Psychotherapeutin erklärte sie verdrängte Inhalte aus dem individuellen und dem kollektiven Unbewussten, also aus persönlichen Träumen und den Volksmärchen.

Eine weitere böse Frau in den Märchen ist die Stiefmutter, das Gegenbild der liebevollen, gütigen und sorgenden Mutter. Wegen der hohen Sterblichkeit im Kindbett war diese Konstellation Tochter/Stiefmutter sehr häufig. Deren Motive lagen in der Eifersucht: auf die Liebe des Vaters zu seiner Tochter, in der er das Abbild seiner verstorbenen geliebten Frau sehen konnte, auf die Schönheit und Jugend der Stieftochter. Über derartige Märchen, wie z.B. „Schneewittchen“ wurden Kinder durchaus dahingehend beeinflusst, in der zweiten Frau ihres Vaters per se eine böse Frau zu sehen.

Wilhelm Grimms Einstellung zu dem damaligen Rollenverständnis widersprechenden Frauen: sie sind hexenhaft und gefährlich. Dies zeigt sich in dem Traum von Wilhelm Grimm über Anette von Droste-Hülshoff.

Wer diesen Text und einiges mehr darüber erfahren will, dem empfiehlt es sich, auf folgender Internet-Seite zu stöbern:

https://www.esthergrau.de/?cat=1382&paged=4

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12.08.2021
Jutta Banken
Impressionen aus Mali

Unser Vereinsmitglied, Frau Jutta Banken, hat viele Reisen im In- und Ausland unternommen. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihr eine Reise durch Mali mit dem „Rotel“, einem speziellen Bus, der den Reisenden Transportmittel, Restaurant und Hotelzimmer in einem bietet.

Auf diese Weise konnten auch Orte erreicht werden, die jenseits der Touristen-Hotspots liegen. Allerdings wurden die Reisenden aber auch gründlich durchgeschüttelt auf den holprigen Pisten. Frau Banken berichtete über überraschende, erfreuliche aber auch bedrückende Begegnungen mit der heimischen Bevölkerung.

Bakuna Matata – Es gibt keine Probleme: diese Antwort erhielt Sie häufiger, dabei hat Sie jede Menge Probleme gesehen: die Armut, die Schwerarbeit der Frauen, die hygienischen Zustände, die unerträgliche Hitze – alles kein Problem?

Hirsestampfen, Wäsche waschen, Reisig sammeln, Brotfladen backen … es stellte sich die Frage, was die Männer machen würden den lieben langen Tag. Sie waren im Alltag der Dörfer kaum zu sehen. Andererseits zeigte der Stamm der Dogon einen atemberaubenden Stelzentanz mit schweren Masken und die Männer tanzten sich über Stunden in Trance. Vielleicht war das ihr Beitrag zum Gemeinschaftsleben: die Götter oder die Ahnen zu besänftigen.

Die Reisenden konnten kaum widerstehen, traditionelle Masken und Kalebassen zu kaufen, die vermutlich in den entlegenen Dörfern selbst hergestellt wurden im Gegensatz zu den Industrieprodukten, die auf den Souvenir-Märkten in der Hauptstadt Bamako in Massen angeboten wurden.

Bei Ihrer Heimkehr war es fast ein Kultur-Schock: der saubere, kühle Frankfurter Flughafen mit allen erdenklichen Serviceleistungen war eine andere Welt.

Inzwischen ist der zentralafrikanische Staat ein Kriegs- und Krisengebiet, in dem sich die Lage der Bevölkerung noch einmal drastisch verschlechtert hat. Besonders Frauen waren und sind in Mali die Leidtragenden.

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05.08.2021
Ramona Thiede-Seyderhelm
Gold, Silber und Elfenbein in der Kunst 

Der Schwerpunkt des Vortrags der Kunsthistorikerin und Archäologin Ramona Thiede-Seyderhelm lag auf dem Material „Elfenbein“ und ausgewählten Kunstwerken aus der Sammlung Winter im Frankfurter Liebieghaus.

Elfenbein besteht aus Zähnen von Mammut, Nashorn und Elefant und war ein wertvoller und hochgeschätzter Werkstoff. Dieses Material erlaubt wie kein anderes Material mit seiner elastischen Konsistenz außergewöhnlich feine Schnitzereien in einem warmen Farbton. Mit seiner seidigen Glätte und makellosen Ausstrahlung erfüllte es die höchsten Ansprüche adeliger Sammler von virtuos gestalteten Kunstwerken für die Naturalienkabinette vor allem im Barock und Rokoko.

Erst in der starken Vergrößerung der Fotografien konnte man die vielen Details erkennen, da die aus einem Horn geschnitzten Skulpturen naturgemäß relativ klein sind. Verblüffend ist die phantastische Dreidimensionalität, die nur von wahren Meistern der Elfenbeinschnitzerei geschaffen werden konnten. Nicht jeder Künstler ist namentlich bekannt.

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29.07.2021
Prof.  Helmut Gebelein
Justus von Liebig
vom Schulabbrecher zum Professor

Die Gießener Universität trägt Liebigs Namen. Der schon mit 21 Jahren zum außerordentlichen Professor Ernannte wirkte dort 28 Jahre lang, bevor er 1852 nach München wechselte.

Was wie eine konsequente Erfolgsgeschichte anmutet, hatte jedoch auch in seiner Zeit erstaunliche Ungereimtheiten: er beendete seine Schulkarriere ohne Abschluss mit 14 Jahren, nannte als Berufswunsch Chemiker, begann eine Ausbildung in einer Apotheke und beendete sie nach einigen Monaten mit der Begründung, jetzt alles gelernt zu haben, was ein Apotheker bräuchte.

Mehrfach gab es Förderer, die seine Begabung erkannten und ihn unterstützten – mit Erfolg: Liebigs Erkenntnisse in Chemie, Ernährung und Landwirtschaft revolutionierten die Naturwissenschaft seiner Zeit.

Herr Professor Gebelein hatte „Knallerbsen“ mitgebracht – und zu unserer Freude auch vorgeführt, von denen schon der kleine Justus auf Jahrmärkten sehr beeindruckt war. Die angedachte Verköstigung von „Liebigs Fleischextrakt“ musste leider wegen der geltenden Hygieneregeln entfallen.

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22.07.2021
Prof. Peter Schubert
Leonardo da Vinci –
fragmentarischer Versuch zu seiner Malerei und Zeichnung

Leonardo da Vinci Leonardo, Michelangelo und Raffael sind die drei Genies, die die Hochrenaissance einleiteten, die Kunst revolutionierten und aus der Erstarrung des Mittelalters erlösten.

Prof. Peter Schubert beschränkte sich in seinem Vortrag über Leonardo da Vinci auf Malerei und Zeichnung Leonardos, weil seine Werkbiografie darin ihre Wurzeln hat. Beide künstlerische Betätigungen verstand er als von Augen und Hand bestimmte geistige, ja wissenschaftliche Tätigkeiten, die ihn zugleich befähigten, beobachtend, gestaltend und theoretisierend die Grenzen des rein Künstlerischen zu überschreiten und damit zugleich Kunst und sichtbare Welt als eine Einheit in Schönheit kenntlich zu machen.

Diese umfassende Sichtweise legte Herr Professor Schubert umfassend und in Abstimmung mit ausgewählten Arbeiten dar. Natürlich durfte die Mona Lisa nicht fehlen, aber mindestens genauso beeindruckend sind die Detailstudien, Skizzen und Zeichnungen.

Obwohl reiche Auftraggeber bedeutende Werke ermöglichten, konnte mancher große Plan nicht verwirklicht werden – aus wirtschaftlichen Gründen. Das riesige Reiterdenkmal wurde niemals gegossen, da Ludovico Sforza die dafür reservierte Bronze für Kanonen gegen die Franzosen benötigte.

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15.07.2021
Dietlind Stürz
Lotte Laserstein

Das Werk von Lotte Laserstein (1898 – 1993) der Berliner Jahre zwischen 1928 und 1937 wird gemeinhin der Neuen Sachlichkeit zugeordnet.

Doch bei Lotte Lasersteins Bildern gibt es wenig Gesellschaftskritik, keine bissigen Kommentare zum aktuellen Geschehen auf den Straßen der Großstadt wie bei Otto Dix oder George Grosz. Vielmehr wendet sich die Künstlerin dem Bild der „Neuen Frau“ zu und zeigt diese selbstbewusst im gesellschaftlichen Wandel eines neuen Frauen-Rollenverständnisses.

Ihre Selbstportraits zeigen sie mehrfach mit ihrer Freundin Traute Rose als Model, außergewöhnlich und skandalös war vor allem das Aktbild im Stil der „schlafenden Venus“. Ungewöhnlich war auch der Hintergrund vieler Bilder: ein Blick aus dem Atelierfenster auf ein detailreiches Stadtbild. In Anbetracht der meist kleinen Formate ihrer Bilder war dies besonders beeindruckend.

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08.07.2021
Sommerliches Beisammensein auf dem Schiffenberg

Nicht ganz so sommerlich wie angekündigt war unser diesjähriges Treffen. Das Wetter hat es gerade noch so einigermaßen möglich gemacht, dass wir im Innenhof des Kloster Schiffenberg zu Kaffee und Kuchen nach der langen Zeit wieder zu lockeren Gesprächen zusammenfinden konnten.

Vielleicht war es aufgrund der Unwetterwarnungen und der vorhandenen Corona-Bedrohung bei nur 18 Teilnehmerinnen geblieben. Das große Unwetter blieb aus, als die ersten Regentropfen fielen war der Kuchen schon fast aufgegessen und wir konnten den zweiten Programmpunkt angehen:

Frau Bock hatte sich vorbereitet und uns in der nur für uns geöffneten Basilika wesentliche Informationen über das Gebäude und seine Geschichte gegeben. Den Weg zum Auto mussten wir allerdings im strömenden Regen zurücklegen.

Einhellige Meinung: Es war schön und man müsste noch einmal zu einer öffentlichen Führung mit Herrn Meilinger zusammen kommen. Das können wir gerne machen, aber für das Wetter kann ich nicht garantieren!

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01.07.2021
Ulrike Kuschel
Max Ernst und seine Frauen

Max Ernst hatte eine Vielzahl von Beziehungen zu mehreren eigenständigen Frauen. Im Mittelpunkt des Vortrags stand aber nicht der Künstler Max Ernst sondern die vorgestellten Frauen. Alle gehören den Avantgarde-Bewegungen von Dada und Surrealismus an – starke Frauen, die nicht verschiedener sein könnten.

Max Ernst war mit vier seiner Lebensgefährtinnen verheiratet – zusätzlich führte er mehrere „wilde Ehen“ und kurze Affären. 

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